Beim Durchstöbern alter Triathlonzeitschriften stoße ich auf ein Interview mit Faris Al-Sultan, der über Wettbewerbsverzerrung berichtet. Diese ist bei berühmt-berüchtigten Mixed-Radteams möglich, durch den ältesten aller Tricks, den Frauen mit einem tri-affinen Partner in der einen oder anderen Form praktizieren würden. Während Al-Sultan noch auf weitere nicht-regelkonforme Beschleunigungsmaßnahmen, herkömmliches Windschattenfahren – trotzdem fast immer unerlaubt – bis hin zu verbotener Ausrüstung oder nicht erlaubten leistungssteigernden Substanzen ausholt, möchte ich heute lieber kurz nicht schon wieder über Doping schreiben. Mein Blog ist heute zweiteilig. Der folgende Teil ist für alle männlichen Triathleten, während der Rest des Blogs exklusiv den Girls (egal, welchen Alters) gewidmet ist.
Eine Triathletin, die sogar einen Weltmeistertitel auf der Langstrecke auf ihrem Konto stehen hat, soll mehrmals bei Sportveranstaltungen abgekürzt haben und sich so einen Vorteil verschafft haben. 2018 flog ihr Schwindel erstmals auf. Beim Ironman Canada gewann sie ihre Altersklasse mit über fünf Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte. Diese war sich beim Zieleinlauf sicher, gewonnen zu haben. Bei der Siegerehrung traute sie kaum ihren Augen, als sie auf Rang zwei verwiesen wurde. Weder ihr noch der Dritt- oder Viertplatzierten war die betrügerische Triathletin irgendwo auf der Ironmanstrecke über den Weg „gelaufen“ oder aufgefallen.
Die Triathleten mussten allerdings den Betrug der Sportlerin beweisen. Sie suchten wochenlang Rennfotos ab und kontrollierten Zwischenzeiten. Und da schien es so, als ob nicht alle ihre Zeitmessungen regelkonform passiert worden wären. Die Beschuldigte bestritt diese Vorwürfe: „Alles eine Schmierkampagne neidischer Triathletinnen“. Ihr einziger Fehler war es, dass sie „ein paar Mal den Zeitmessungschip verloren habe“, so die Erklärungsnot der beschuldigten Sportlerin gegenüber der Öffentlichkeit. Diesen Chip habe sie auch während des Ironmans in Kanada „verloren“. Eine Analyse der Laufzeit deutete schlussendlich daraufhin, dass die Beschuldigte die Laufstrecke in einem Tempo, das nur von Weltklasseathleten zu schaffen sei, gelaufen sein müsste. Das war Beweis genug für die Veranstalter: Sie wurde nun – spät, aber doch – disqualifiziert. Und auch andere Veranstalter kontrollierten gelaufene Zeiten und disqualifizierten die Sportlerin in vielen Fällen. So ist sie ihren Weltmeistertitel von 2014 in der Altersklasse 40-44 los.
Wenn du zu den männlichen Triathleten gehörst, dann solltest du hier zu lesen aufhören, denn der Rest ist eher den dreikämpferischen Frauen gewidmet. Außer du gehörst zu denen, die schon mal von Andropause gehört haben, sich diese auch eingestehen und/ oder auch ähnlich wie Frauen leiden. Da wäre an erster Stelle deine morgendliche Verstimmung zu nennen, für die du nichts kannst und deren Ursache dir sehr fraglich ist. Also, ehrlich gesagt, es leidet somit eher die Umwelt unter diesen Stimmungsschwankungen als du selbst. Wenn die Hormonwerte im Keller sind, darf es dich nicht wundern, dass du an Unlust, Motivations- und Antriebslosigkeit leidest, deren Ursache nicht leicht greifbar ist. Als ehemalige Thromposepatientin musste ich z.B. auf künstliche Hormone verzichten (hätte ich wohl sonst auch getan.) Unter meinen Freundinnen gab es nur eine, die zugab, ihre schlechte Laune und depressive Stimmung seien auch in der Menopause am schlimmsten gewesen. Von da an ging es mir gleich besser, denn es war nun gewiss, dass du nicht die einzige bist, die davon betroffen ist. Bei vier Schwangerschaften weiß ich (wahrscheinlich wie viele), wovon ich spreche, wenn sich alles in hormoneller Umstellung befindet und man eigentlich nichts wirklich gegen Rührseligkeit, Zimperlichkeit und depressiver Stimmung tun kann. Außer sich jeden Tag neu zu motivieren: mit Sport, zum Beispiel.
Sport hilft dir in allen Lebenslagen, das Laufen, um den Kopf klar zu bekommen, Schwimmen, um zu meditieren und insgesamt, um das Leben und sich selbst am Schopf zu packen und Eigeninitiative zu zeigen. Nur ungern erinnere ich mich an ca. 36 Monate, eine Zeit, wo ich jeden Morgen schlechte Laune verspürte und mein sonstiger Tatendrang versandet schien (Sonst hatte ich immer vor Tatendrang gesprüht!) Sport hilft einerseits gegen diese Antriebs- und Lustlosigkeit, andererseits gegen deinen körperlichen „Verfall“.
Bei meinem dritten Triathlon in Obergrafendorf sagte ich zu (m)einer Triathlon-Bekannten während des Einschwimmens bei einer Wassertemperatur von 16 Grad, ich würde mir eine richtige Hitzewallung just in diesem Moment liebendgern herbeisehnen, um das kalte Wasser zu ertragen. Die Bekannte ist zirka 15 Jahre jünger als ich, also von einer Menopause noch keine Rede. Genau dasselbe Mädel sprach mich letztens beim Schwimmen wieder mal an und erzählte mir, dass sie bei einem Wettbewerb geschwächt gewesen sei. (Durch ihre Tage!) Da war mir klar, dass das, wovon ich jetzt schreibe, etwas ist, das schon lange fällig ist, das dem Tabu-Status enthoben werden muss. Das außerdem etwas ist, mit dem sich ein Triathlet (männlich) wirklich nicht abgeben muss. Aber Triathletinnen eben schon. Ich kann euch nur Hoffnung machen, dass nach drei Jahren der „Koarl“ vorbei war (leider individuell sehr unterschiedlich) und dass das Körper- und Lebensgefühl danach wieder super-dee-dooper ist. Meine pubertierende Tochter leidet auch unter hormonbedingten Hitzewallungen und sagte vor 2 Jahren zu mir: „Das hätte ich mir nicht gedacht, dass meine Mutter und ich gleichzeitig unter Wallungen leiden!“
Jetzt bei den ITU World Championships in Lausanne wurde mir klar, wie viele wirklich sportliche alte Frauen noch Triathlon betreiben, von denen du dir ein Stückl „abschneiden“ kannst. Wahrscheinlich gilt dafür dasselbe wie für den sportlichen Jugendlichen: wenn es seinen Lieblingssport – trotz Pubertät – danach auch noch gibt, wenn er diese Probe besteht, dann wird er ihn auch danach noch lange mit Leidenschaft betreiben. So ähnlich verhält es sich wohl mit Triathlon – wenn du durch die Menopause durchgetaucht bist, dann: ad multos annos!