Welchen Einfluss hat der Darm auf die sportliche Leistungsfähigkeit?
Bewegung ist gesund für Körper und Geist. Doch gerade Leistungssportler haben oft mit Verdauungsbeschwerden und Infekten zu kämpfen. Es ist schon lange erwiesen, dass Darm und Immunsystem in enger Verbindung miteinander stehen. Ist der Darm geschwächt, so ist auch die Immunfunktion beeinträchtigt, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Athleten hat.
Studien belegen, dass gastrointestinale Probleme bei einer Vielzahl von Sportlern auftreten und zu einer Leistungsminderung führen. Besonders Ausdauersportler klagen über Symptome wie Übelkeit, Seitenstechen, Reflux oder der dafür eigens benannten Läuferdiarrhoe.
Pathogenese
Unter diesen drei Faktoren leidet der Sportler-Darm am meisten
Die Vertikalbewegung beim Laufen, die Sitzposition am Fahrrad oder ganz allgemein die Bewegung per se, hat sicherlich negative Auswirkungen, doch die Studienlage hierzu ist noch wenig eindeutig. Rund um die Ernährung ist die Studienlage schon aufschlussreicher und es konnte gezeigt werden, dass Ernährungsfehler zu schweren gastrointestinalen Beschwerden führen. Ballaststoffe, hoch konzentrierte Kohlenhydratgetränke und -gels führen zu einem stark erhöhten osmotischen Gefälle, wobei vermehrt Wasser in den Magen-Darm-Bereich gezogen wird, was Diarrhö und Krämpfe zur Folge haben kann. Zudem spielt die lange Verweildauer und verzögerte Entleerung des Magens eine entscheidende Rolle und mündet häufig in Übelkeit und Erbrechen. Der jedoch wesentlichste pathogenetische Faktor ist die Minderdurchblutung des Magen-Darm-Traktes. Durch die Aktivierung des Sympathikus und die Hemmung des Parasympathikus werden vermehrt Noradrenalin, Adrenalin und weitere vasoaktive Stoffe freigesetzt, die zu einem Shift der Perfusion, weg vom Magen-Darm hin zur beanspruchten Muskulatur, führt.
Insbesondere bei starker Dehydration, also einem Wassermangel des Körpers während Ausdauerleistungen, kann sich die Minderdurchblutung des Darms negativ auf die Verdauung sowie die Aufnahme von Nährstoffen auswirken und in Folge Beschwerden auslösen.
Leaky Gut – wenn der Darm nicht ganz dicht ist!
Intensive Trainingseinheiten gehen auch an der Darmschleimhaut meist nicht spurlos vorüber. Denn ist diese wichtige Barriere durchlässig, können krankheitserregende Mikroorganismen und Toxine ungehindert durch die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen und in weiterer Folge das Immunsystem schwächen oder lokal zu einer immunologischen Aktivierung führen.
Die Rolle von Tryptophan bei der Muskelregeneration
Ebenfalls eine große Rolle in der Immunantwort spielt Tryptophan, das für den Proteinaufbau erforderlich ist. Bei jeglichen Entzündungsprozessen im Körper und vor allem im Darm wird diese essentielle Aminosäure vermehrt benötigt. Dadurch kann die Verbreitung von Krankheitserregern bzw. das Wachstum von bösartigen Zellen reduziert werden. Bei intensiver sportlicher Belastung entstehen Entzündungsreaktionen im Körper, weshalb es bei Sportlern vermehrt zum Abbau dieser Aminosäure kommt.
Doch Tryptophan ist auch für den Aufbau gesunder, normaler Zellen, etwa unserer Muskelzellen verantwortlich. Bei sportlicher Betätigung entstehen in den Muskelzellen winzige Risse, welche für den allseits bekannten Muskelkater verantwortlich sind. Um die Reparatur dieser Verletzungen zu gewährleisten, muss ausreichend Tryptophan verfügbar sein und ist somit für die Regeneration essenziell.
Probiotika für den Darm
In Zeiten hoher Belastung: Probiotika für den Darm
Anhand einer von Prof. Barbara Prüller-Strasser durchgeführten Studie konnte gezeigt werden, welch zentrale Rolle die Einnahme von Multispezies-Probiotika auf den Tryptophan-Spiegel von Leistungssportlern spielt.
Probiotika reduzieren somit nachweislich Häufigkeit, Schwere und Dauer von Infektionen der oberen Atemwege und des Magen-Darm-Trakts. Des Weiteren konnte man feststellen, dass Probiotika als Nahrungsergänzungen, die üblicherweise 1010 koloniebildende Einheiten beinhalten, die Barrierefunktion der Darmschleimhaut verbessern und auf diese Weise Störungen der Darmpermeabilität, also eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms für krankheitserregende Keime, reduzieren können.