Nachdem es nicht so üblich ist, dass eine 27jährige schon eine Langdistanz macht, nachdem es nicht so üblich ist, dass diese von unserem Verein kommt und nachdem es schon gar nicht üblich ist, dass diese dann auch österreichische Vizemeisterin in ihrer AK W24-29 wird, hab ich Leni Zobernig getroffen und mich mit ihr unterhalten.
Elke: Seit wann hast du dich dem Triathlonsport verschrieben?
Leni: Ich begeistere mich seit 2016 für Triathlon, habe in dem Jahr auch den Fun Bewerb in Obertrum gemacht, um zu schauen, ob mir das Ganze auch beim Teilnehmen Spaß macht. Ab dem Moment hatte ich Blut geleckt. Ein bisschen Training später war auch schon meine erste richtige Wettkampfsaison 2017, die mit einer Olympischen Distanz in Langau gestartet und mit einer Halbdistanz in Podersdorf erfolgreich geendet hat.
Elke: Wie bist du zum Triathlon gekommen?
Leni: Mein Vater hat mich zu dem Sport gebracht. Er hat ein paar Jahre vor mir damit begonnen, weil er durch die Schwimmkurse meiner kleinen Schwester viel Zeit im Hallenbad verbracht hat und somit auch zu Schwimmen begonnen hat. Die ersten Bewerbe habe ich nur aus Erzählungen über Skype miterleben dürfen, weil ich zu dieser Zeit noch in China gelebt habe. Als ich von meinen Auslandaufenthalten zurückgekommen bin, hat er mich dann zu einem der Wettkämpfe mitgenommen, weil er wusste, dass er mich durch die Stimmung vor Ort dafür begeistern kann. Womit er auch recht hatte.
Vorher spezifischer Sport?
Ich war immer schon sportlich und habe vieles ausprobiert. Meine Leidenschaft hat aber eigentlich immer schon dem Schwimmen und Laufen gegolten. Ich bin als Kind und Jugendliche auch an Laufveranstaltungen, wie zum Beispiel der Kremser Laufolypmiade, angetreten. Während meinem ersten Studium bin ich dann durch Zufall über einen Studienkollegen in China über Capoeira gestolpert und bin dann zwei Jahre lang regelmäßig zum Kampfsporttraining gegangen und habe den Ausdauersport ein bisschen vernachlässigt. Mit dem Start meines neuen Studiums und dem Umzug zurück nach Krems hatte ich aber keine Möglichkeit mehr auf das Training und habe dann durch die Motivation von meinem Vater Triathlon als meinen neuen Sport auserkoren und es bis jetzt nicht bereut.
Elke. Wie ist es dir beim Wettkampf ergangen und welche Gefühle begleiteten dich vor, während und nach dem Wettkampf?
Leni: Man muss dazu sagen, dass es meine erste Langdistanz war und einfach nur ein Experiment, ob mir die Distanz gefällt. Durch das intensive Training, welches ich vor allem meiner tollen Trainerin Alexandra Meixner und auch Corona zu verdanken habe, war ich aber eigentlich trotzdem sehr entspannt vor dem Wettkampf. Natürlich fragt man sich kurz davor, was alles schief gehen könnte und warum man sich denn freiwillig auf solche Schmerzen und Qualen einlässt, aber der Moment kurz vor dem Start, wenn man im Wasser darauf wartet endlich zeigen zu können worauf man sich so lange vorbereitet hat, ist voller Vorfreude. Ich habe mich gefühlt wie vor einer großen Prüfung an der Uni – richtig lange Vorbereitung und dann schauen das Beste daraus zu machen und einfach Abliefern.
Währenddessen habe ich mich einfach auf den Wettkampf konzentriert. Beim Schwimmen nicht sofort alles geben, sondern die erste Runde ein bisschen lockerer angehen und dann auf der zweiten Runde noch Gas geben, wenn es gut läuft. Beim Radfahren habe ich versucht die Tipps meiner Trainerin umzusetzen, was bei dem immer stärker werdenden Wind leider dann ab der 3. Von 6 Runden nicht mehr ganz so gut möglich war. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Radsplit, ich bin ja davor noch nie so weit gefahren. Nach den sehr windigen 180 km am Rad war ich dann auch froh endlich zu laufen, was auch bis Kilometer 17 gut gegangen ist. Dann ist aber meine fehlende Erfahrung mit der Ernährung auf so lange Strecken zum Vorschein gekommen. Mein Bauch wollte nicht mehr und hat nur noch gekrampft, was mich dann dazu gezwungen hat eine lange Gehpause einzulegen. Mein Vater hat mich in diesem schwachen Moment auf der Laufstrecke getroffen und mir geraten aufzuhören, wenn ich nicht mehr kann. Das ist aber nie zur Debatte gestanden für mich, auch wenn ich den Rest des Wettkampfes nur noch gegangen wäre. Mein eiserner Wille hat sich dann durchgesetzt und ab Kilometer 25 bin ich dann auch wieder gelaufen. Ich bin dann schneller als gedacht in Ziel gekommen und die letzten hundert Meter vor dem Ziel war ich einfach nur zum Weinen glücklich. Der Zieleinlauf war besonders schön, weil mein Vater auf mich gewartet und er mich unter Freudentränen empfangen hat. Der Rest meiner Familie und Freunde hat dann hinter der Finisher Zone auf mich gewartet und haben das Glück perfekt gemacht.
Elke: Bist du zufrieden mit deiner Endzeit?
Leni: Ich bin sehr zufrieden. Es war meine erste Langdistanz, ich habe mich gut darauf vorbereitet, habe aber auch gelernt wo noch Verbesserungspotential steckt. Mit meinen 27 Jahren bin ich auch noch jung für die Distanz. Somit hatte ich auch Glück, weil in meiner Altersklasse nicht wirklich viele Frauen starten und konnte bei den Staatsmeisterschaften auf die Langdistanz noch den zweiten Platz erreichen. Mit diesem Ergebnis hatte ich mit meiner Finisherzeit niemals gerechnet.
Elke: Was sind deine Pläne für die nahe und die ferne Zukunft?
Leni: Einfach so weitermachen und schneller werden! Mein erster Langdistanzversuch war ein Erfolg, ich hatte richtig viel Spaß und habe Lust auf mehr. Ein kleiner Wunsch ist es zu meinem 30. Geburtstag den Austria Extreme Triathlon zu meistern. Mal schauen, wie sich alles bis dahin entwickelt. Ich bin schon gespannt auf die nächste Saison bezüglich Corona. Wir werden sehen, was noch alles passieren wird. Aber das Triathlonwochenende in Podersdorf hat gezeigt, dass es auch trotzdem funktionieren kann und ich bin guter Dinge.
Elke: Wow, den Austria Extreme Triathlon habe ich mir erst für die Pension vorgenommen. Leni, ich wünsche dir alles, alles erdenklich Gute, viel Erfolg im Studium und natürlich im Triathlon, dank dir, dass du dir Zeit genommen hast!