Der letzte Event des Jahres. Manchmal wäre weniger mehr gewesen. Corona hatte aber unsere Trainings voll im Griff. Ich habe gestern gezählt, Jänner bis Juli 2020 40 Radtrainings statt 25, das sind 160 Prozent mehr als im Vorjahr im gleichen Zeitraum und auch 1,4mal so viele Laufeinheiten als von Jänner bis Juli 2019. Gut, an dieser Stelle mag ich natürlich niemandem irgendeine Schuld zusprechen. Wir haben auch seit unserem Urlaub innerhalb von fünf Wochen sieben Bewerbe gemacht, sogar an zwei Wochenenden einen Wettkampf am Samstag und einen am Sonntag. Thiersee, Wels, Ferlach, Traismauer, Bregenz, Steyregg, Traun.
Fazit: Rien ne va plus und deswegen bin ich verdammt dazu, Triathlon einmal von der Sicht einer Unbeteiligten mitzuverfolgen. Eigentlich nicht als Angehörige, die sind heute nicht erlaubt, sondern als Betreuerin!
Uff, es ist noch finster, als wir um 6:15 ins Auto steigen. Umso schöner dann der Sonnenaufgang auf dem Weg zum Event. Auf dem Parkplatz hantierten bereits die ersten an ihren Rädern herum. Kommt man eh nach dem Bewerb wieder mit dem Pkw vom Parkplatz weg? ist unsere erste Frage.
Von den meisten Rädern baumeln schon ein Paar Radschuhe von den Pedalen. Mit Lufteinpumpen, einer kurzen technischen Überprüfung (hatte sich diese Woche nicht einfach ein Kabel der Schaltung gelöst gehabt?) und Bekleben der Räder verstreicht schon mal eine Menge Zeit. Die Startnummer wird am Startnummernband befestigt.
„Wenn ich gewusst hätte, dass ich schon in der ersten Welle bin, hätte ich früher gegessen!“ Anfängerfehler. „Den Riegel kannst du haben, der schmeckt mir nicht“. Na nett, bekommt die Betreuerin-und Fotografin auch etwas ab. „Heute schwimmen wir sicher mit Neo!“ Mutmaßungen über Mutmaßungen.
Mitmachen ist auf jeden Fall kurzweiliger als zusehen. Beim Weg ins Hotel „Der Reisiger“ treffe ich Stefan. Endlich Zeit, mich mit ihm über Sinn und Unsinn der Coronamaßnahmen kurz auszutauschen. „Muss mich aufwärmen gehen!“ Das habe ich vergessen. Bevor du bei einem Triahtlon unter Starkstrom stehst, ist die Zeit vor dem Rennen dicht eingeteilt.
Der Kaffee im Reisinger ist getrunken und ich kämpfe unter Einhaltung des Babyelefanten mit einigen Frauen am Steg um den besten Platz fürs Filmen. Dabei komme ich mit einer Frau ins Gespräch, deren Gesicht mir bekannt vorkommt. Ja, klar, sie macht heute mit und hat noch unendlich viel Zeit bis zu ihrem Schwimmstart. Wir plaudern über die so sonderbare Saison. Welche Bewerbe sie heuer gemacht habe? Mostiman und Traismauer. War das nicht die junge, deren Hinteransicht ich beim Traismauertriathlon nach dem Wendepunkt ins Visier genommen hatte und an deren Fersen ich mich heftete? Wie klein ist doch die Triathlonwelt! Von 21 Damenstarterinnen gleich auf eine „Bekannte“ gestoßen.
Jetzt stehe ich an der Radstrecke. In der Wechselzone entdecke ich jemanden, der sich mit einem Handtuch nach dem Schwimmen abtrocknet, nackter Oberkörper. Er zieht sich offensichtlich nach dem Schwimmen ganz um. Schon lange nicht mehr gesehen.
Ein weiteres Highlight: ich beobachte einen, der die ersten Zusatzsekunden bereits jetzt aufgebrummt bekommt, weil er versucht hat, vor der Mountline schon zu starten. Na, so was!
Jan flitzt an mir vorbei. Als wievielter? Eigentlich habe ich den Überblick verloren, doch bald wird sein Radsplit vorbeisein. Doch schon ist der erste auf der Laufstrecke. Was, er ist wegen eines Abschneiders auf dem Rad disqualifiziert worden? Nicht so wie ich zu viel, sondern zu kurz beim Triathlon gefahren? Ja, auch so was kommt vor. Angeblich wird im Triathlon so viel geschummelt wie sonst nirgendwo!
Zwei gravierende Dinge sind mir am Covid19-geprägten Rennverlauf aufgefallen. Aus Ehepaarsicht ist der Triathlon weniger familienfreundlich geworden. Sage und schreibe, wenn ich heute am Start stunde, würde ich starten, wenn mein Mann schon im Ziel ist. Aus der Sicht eine saud…….. Warterei. Man muss schon sehr diesem Sport verbunden sein, um zu akzeptieren, dass jetzt nicht ein halber Sonntag, sondern ein ganzer Tag verplant ist. Aus Zusehersicht bekommt man etwas geboten! Nur blöd, dass heute gar keine zugelassen sind! Solch ein Triathlonevent zieht sich über den ganzen Tag hin!
Ich habe vor dem Schwimmstart, beim Reinkommen auf der Rampe, in der Wechselzone, beim Aufspringen aufs Rad und beim Lauf gefilmt. Fotos beim 2. Wechsel in die Laufschuhe geschossen und während der zwei Laufrunden fotografiert. Meinen Pflichten als Fotografin bin ich nachgekommen.
Jetzt kann ich mich entspannen. Die zwei Schäfchen, für die ich heute Betreuerin spielte, sind im Trockenen! Und unser Junior konnte immerhin den zweiten AK-Rang einfahren. Zum Schluss gönnen wir uns noch ein Rieseneis! Danke, Leiti, für den Tipp!