„Wegen des Trainingsaufwands ist Triathlon mehr als nur ein Sport; er bestimmt, was man isst, wann man schläft, wie man sich kleidet, wohin man in Urlaub fährt, mit wem man befreundet ist. Triathlon bildet den Körper athletisch. Vom guten Körpergefühl profitieren Triathleten auch im Alltag“, schreibt Wolfsguber in seinem Focusartikel. Einer der Mehrwerte ist auch das Gesundsein das ganze Jahr über und der gesundheitliche Topzustand, da bin ich mir sicher.
Wolfsgruber beschreibt Triathlon auch als ‚ein bisschen elitär“ und erklärt es mit 9000-Euro-Rennrädern sowohl der Eliteathleten als auch Hobbytriathleten. Die letztgenannten stehen den erstgenannten in nichts nach. Der Autor schreibt über deutsche Triathlonhoffnungen, die bei Olympia eine Medaille holen wollen. Deshalb radeln, laufen und schwimmen sie bis zu 350 Tage im Jahr. Auch darin stehen ihnen die Hobbytriathleten in nichts nach. Triathlon ist ein Ausdauersport, der zu einem Volkssport geworden ist.
Ein wenig wird ein/e TriathletIn insofern fremdbestimmt, als dass vorgegeben wird, was er oder sie zu tragen, zu kaufen, zu besitzen hat, man gönnt sich ja sonst nichts. Dies bestimmt die triathlonverrückte Mehrheit: „Computer-Hightech-Sportuhren, die jede Menge sportrelevante Daten sammeln“, gehören zur Standardausrüstung eines jeden passionierten Triathleten. Handschriftliche Trainingstagebücher a la Faris al Sultan haben ausgedient.
Für alle Triathlon-Nichtaffinen: der Autor lässt den Zuwachs bei den Lizenznehmern der Deutschen Triathlon-Union (um zweistellige Zuwachsraten) nicht unerwähnt. „Kein anderer Spitzenverband erfährt mehr Zuspruch. Deutschland ist ‚Triathland‘ lautet der Titel dieses wirklich ansprechenden Focusartikels.
Nur vage traue ich mich zu behaupten, dass sich auch beim ÖTRV die Zahl der LizenznehmerInnen im letzten Jahrzehnt verzigfacht hat. Mag ja sein, dass die Anfänge in diesem Sport bei einem ‚kleinen‘ Triathlon (500 m, 20 km, 5 km) liegen, bald taucht bei jedem/jeder der Wunsch nach der Bewältigung eines ‚richtigen Triathlons‘ auf und klingende Namen ‚ziehen‘ (etwa die Ironman Langdistanz: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen).
„Wer im Triathlon zu Wasser und zu Lande mithalten will, steckt Unmengen an Zeit und Geld in sein Equipment. Für jede Disziplin gibt es eine schier endlose Zahl von Produkten, die Athleten schneller und kraftsparender ans Ziel bringen sollen, Carbon-Rennrad, Visierhelm, Laufbrille, Laufschuhe, Neoprenanzug, Speedsuits und Schwimmbrille. Eventuell noch Buoy und Flossen und Schnorchel fürs Schwimmtraining“, zählt Wolfsgruber auf. Ihn wundert auch nicht, dass die Sportindustrie diese Disziplin fördert. Erstens sind die meisten Triathleten im besten Konsumentenalter und verdienen überdurchschnittlich gut, zweitens ist z.B. Deutschland (sicherlich wie Österreich) neben den USA, der Schweiz und Australien der Kernmarkt für entsprechende Produkte. In unserem Keller hatten wir außer den Kinderrädern in der Vortriathlon-Zeit genau 1 Rad stehen. Die Menge unserer Räder ist in 7 Jahren von einem auf 10 Räder angewachsen. Weiter geht es mit der Ernährung, auch dort bestimmt der Triathlon die Low Carbs-Diät im Alltag, Carbo-Loading vor den Bewerben.
Für diesen Blog liegt mir nicht nur Wolfsgrubers Artikel am Herzen, sondern auch die Tatsache, wie sehr Triathlon dein Leben zu bestimmen anfängt, hast du dich einmal dem Sport verschrieben. Mit drei bis fünf Stunden Training pro Woche lässt sich ein Jedermann-Triathlon gut bewältigen. Langdistanzler trainieren mindestens zehn Stunden pro Woche. Profi-Triathleten kommen auf deutlich über 25 Stunden pro Woche, oft sogar über 30.
Wolfsgrubers Charakteristika deutscher Triathleten, die gute Voraussetzungen für den Triathlon mitbrächten, sind „Ausdauer, Geld, Schmerzresistenz, Strukturiertheit und gute Trainingsmöglichkeiten“. Was er nicht beachtet hat, ist der Klimawandel in Europa. Wenn die Profi in Europa bei 35 Grad einen Triathlon bestreiten und man dann in internationalen Ergebnislisten stöbert, fallen einem hitzebeständige Triathleten aus südlichen Gefilden als Sieger auf: Spanier, Australier etc. Und kein Ende von kühleren Temperaturen für diesen Sommersport bei uns in Sicht.
„In jedem Unternehmen macht heute mindestens ein Mitarbeiter Triathlon“, schreibt der Autor und weiter: „Mittlerweile hat Triathlon Kultstatus. Damit kannst du ein bisschen angeben. Sportliche Höchstleistung als Statussymbol kommt auch auf Social Media besser an. Wenn man so will, ist Triathlon ein perfekter Angebersport“. Wolfgruber geht es in seinem Artikel darum, „in der Berufswelt mit Triathlon [zu] signalisieren: Ich bin leistungsfähiger als andere, ich als Triathlet kann auch Schmerzen gut aushalten“.
Hier sind wir über den Sport an sich hinausgelangt: Triathlon als Packet mit ‚Mehrwert‘. Der Autor meint damit die im wahrsten Sinne des Wortes ‚unschlagbaren‘ Qualitäten der Triathleten: der Sport kreiert Winner!
Triathlon ist viel mehr als ein Ausdauersport, der die Freizeit füllt. Viele spätberufene Triathleten fangen damit an, weil sie das Gefühl haben, dass in ihrem Leben etwas mit mehr Adrenalin fehle und „sie sich selbst – laut Wolfsgruber – mehr spüren wollen“. Er ist überzeugt, dass Triathlon perfekt in diese Lücke passt. In den verschiedenen Altersklassen haben die Athleten manchmal erst 40 Lebensjahren begonnen. Weil Triathlon so extrem ist, schüttet der Körper im Ziel besonders viele Endorphine aus.
„Triathleten gelten als diszipliniert und leistungsorientiert. Triathleten schrecken vor keiner noch so großen Aufgabe zurück“, schreibt Wolfsgruber. Ihm ist nicht entgangen, dass du als TriathletIn ein Organisationstalent, manchmal sogar ein ausgewiesener Tüftler sein musst. Wenn du es vor Triathlon noch nicht gewesen bist, dann wirst du es durch Triathlon werden.
Er entwickelt deine Persönlichkeit. Triathleten zeichnen sich durch eine starke Leistungsorientiertheit, Disziplin, Willensstärke und Zielstrebigkeit aus. Zu diesem Fazit kam eine Studie der Uni Regensburg unter Langdistanz-Athleten. Über welchen Zeitraum sie untersucht wurden, bleibt unerwähnt. Auch wenn die Forschungsgruppe der Studie Langdistanzler waren, trifft das Ergebnis auch auf die Teilnehmer der kürzeren Distanzen zu. „Einziger Unterschied, wer eine Langdistanz bestreitet“, so Wolfsgruber, „ist zugleich auf einem irren Selbsterfahrungstrip“, und weiter: „Einen Triathlon verliert man immer gegen sich selbst.“ Eine Triathlon-Faustregel lautet: 80 Prozent macht der Kopf. Marathon hielt ich immer für langweilig. Über Triathlon weiß ich: Man muss immer das Unerwartete erwarten. Und damit klarkommen“, und weiter: Triathlon ist „abwechslungsreich, elitär und findet in den schönsten Regionen der Welt statt“. Was der Autor zu erwähnen vergessen hat, ist, dass es sich auch um einen gefährlichen Sport handelt, deshalb muss man immer konzentriert bleiben und „sich der jeweiligen Rennsituation anpassen“, sind Wolfsgrubers Schlußworte. Wie wahr!
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