Unter Zeitdruck schreibt man bekanntlich am besten. Wer mich kennt, weiß, Stress ist hausgemacht! Ich bin hin- und hergerissen, was mein nächster Blog beinhalten soll. Einerseits bin ich mit der Hirscher Biographie fertig geworden und das wäre schon einen Blog wert. Andererseits möchte ich wieder etwas über meine ursprüngliche Sportart, das Laufen, etwas verfassen. Wenn Trinews das darf, darf ich das auch: die Triathlon-Blogs auf’s Laufen ausdehnen. Laufen tu ich schon lange. Der Vorteil am Laufen ist, dass dich die Leute weniger als Spinner ansehen, wenn du ihnen sagst, dass du läufst. Bei Triathlon glauben alle, du spinnst.
Wie ich dazu kam? Der Halbmarathon in Krems inspirierte mich (2000). Den sah ich mir an und wusste, so etwas will ich auch machen. Darüber schrieb ich schon einmal. In der Angst, immer zum hilfswilligen Fotographen und Ehemann-Fanclub degradiert zu werden, meldete ich mich schnell für den Halbmarathon 2001 an und fing mit dem Laufen an. Das war zaaaach! Nachdem ich ca. 2009 den ersten Garser Volkslauf (5 km) bestritten hatte und in Horn mir freudig die Ergebnisliste auf 10 km ansah (ich mich über einen 4. Altersrang), raunzte einer neben mir: „Ja, 4. und gleichzeitig letzte der W40!“ Das ärgerte mich und ließ ich nicht lange auf mir sitzen! Ich beschloss, von 5:15 auf den km meine Km-Zeit zu verbessern. Innerhalb von eineinhalb Jahren steigerte ich mich um 1 Minute.
Heute habe ich meine Hausstrecke wieder mal getestet. Ich laufe die 5min Intervalle von damals um ca. 20% langsamer, dabei gingen aber die Intervalle in der Mitte dieser 11km- Strecke mur mehr um 10% langsamer und ein Intervall ging sogar gleichschnell wie vor 8 Jahren. Insgesamt bin ich athletischer und meine Fitness und Ausdauer haben sich von 2010 bis 2019 eindeutig verbessert.
Ein Trainer hätte damals sicherlich was gebracht. So lief ich jedes Training Intervalle, bis ich 2011 fast am Ende war. Dazwischen nahm ich mir noch einen Marathon vor (3:34), doch schon bald wechselte ich auf einen interessanteren Sport: Triathlon.
Also, 2 Dinge sind wichtig: Geld in einen guten Trainer zu investieren, beugt sicher Verletzungen und falschem Training vor. Da sollte aber die Chemie stimmen, sonst wäre gescheiter, sich um einen anderen Trainer oder Trainerin umzusehen. 2. Du kannst dir auch die Pläne selbst schreiben. Da musst du aber sehr, sehr konsequent sein. Viel gescheiter ist es, einem Trainer Rechtfertigung zuschulden und dabei im Vorfeld zu wissen, „Das zieh ich jetzt durch!“, weil der Trainer eh auf eine Ausrede draufkommt (ein bisschen wie in der Schule). Jahrelang habe ich mich selbst gepusht, das gehört noch immer dazu! Bei jedem Wettkampf flüstert mir das Teufelchen auf der Schulter „Lass nach!“ zu und gleichzeitig muss ich ihn verscheuchen. Ich bin ein Typ, der sich nachlassen oder aufgeben nicht verzeiht und der die momentanen Wehwehchen oder Schmerzen als weniger arg empfindet als die Schmerzen „danach“ über das eigene Aufgeben. Außerdem hast du beim eigenen Scheitern nichts, auf was du stolz sein kannst. Einen Wettkampf trotz widriger Umstände (Wetter, Kälte, Nässe, Hitze,…) zu finishen, das hat was an sich. Um mich selbst zu beschreiben, „Gebt’sma einen Zielbogen und fetzige Musik und ich bin in meinem Element!“.
Die Laufkalender gehen momentan über von Läufen – manche probieren jedes Jahr neue Herausforderungen aus, ich fühle mich wohler, die Läufe zu bestreiten, an denen ich schon jahrelang teilnehme. Der Vorteil daran ist, dass du – vorausgesetzt, dass du unter ähnlichen Bedingungen läufst – Endzeiten vergleichen kannst. Dabei ist noch erwähnenswert, dass Veranstalter lustigerweise manchmal die Strecke etwas länger angeben als in Wirklichkeit, um Endzeiten zu verschönern. So nebenbei hätte ich noch einige Rookietipps für das nächste Laufevent:
Mit oder ohne Musik laufen? Ich lief früher immer mit Musik, weil ich es nicht ertrug, mein eigenes Keuchen zu hören. Neuerdings laufe ich beim Training lieber ohne Musik und horch mir das Vogelgezwitscher im Wald an. Und bei Triathlons sind technische Devices sowieso verboten.
Das vegetative Nervensystem bereitet deinen Körper für den Wettkampf vor und häufiges Klo gehen ist normal! Wenn du wirklich beim Event ins Dixi-Klo musst, benütze es möglichst früh, bevor es sich bei warmem Wetter aufgeheizt hat!
Begib dich zeitgerecht zum Venue! Es soll genug Zeit zum Aufwärmen, Einschmieren mit Cremen, Banane-Essen und Hallo-Sagen sein. Anhand unserer Kinder merkte ich immer, wie sich die Nervosität, die zu spätes Wegfahren ergab, auf die Kinder übertrug.
Sieh dir den Zieleinlauf im Vorfeld an! Auch bei einem Lauf kann man (vor lauter Laktat oder vor lauter Zuseher) den Zieleinlauf nicht finden. Beim Silvesterlauf vor einigen Jahren überholte mich auf der Zielgeraden ein Bekannter, dem ich nicht mehr nachkam. Umso mehr überraschte mich, dass er dann auf der Ergebnisliste hinter mir lag, weil er den Zieleinlauf nicht gefunden hatte.
Hadere nicht zu viel mit dir selbst, keinesfalls vor dem Lauf! Einmal lief ich Mastersmeisterschaften in St. Veit, wo Frauen meines Alters bauchfrei liefen. Ich fragte mich, was ich mit meinen alten Leiberl hier machte und diese Selbstzweifel bewirkten gleichsam den Anfang vom Ende.
Probiere keine Wettkampfernährung aus, die du nicht kennst! Egal, was du während des Wettkampfes zu dir nimmst, du solltest es vorher schon einmal ausprobiert haben. Nimm dir Zeit, bei längeren Läufen bei jeder Labestation Isostar zu dir zu nehmen. Einmal kam ich mir beim Wachau Halbmarathon total schlau vor, indem ich bei keiner einzigen Labe etwas trank. Es stimmt schon, dass ich eine P.B. aufstellte, aber am Nachmittag hatte ich vor lauter Dehydration Kopfschmerzen.
Nimm nicht alles tierisch ernst! Ich erinnere mich noch an unsere Cupteilnahmen und die taktischen Gespräche mit unserem damals Jüngsten, „Heute brauchst nur 4. werden, aber bleib möglichst knapp hinter dem 3., sonst fehlen dir die Punkte und du wirst nicht Gesamtdritter!“ Solche Gespräche würde ich wahrscheinlich heute mit meinen Kindern nicht mehr führen.
Bei den 3 Crossläufen, die ich vor kurzem lief, beobachtete ich eine Menge (ehrgeiziger) Eltern. Das Gute an wettkampferprobten Eltern ist, dass sie wissen, was sie nicht während des Laufens ihren Kindern zuschreien dürfen: „Schneller!“ Wenn du eh schon am letzten Drücker läufst, ist es zerstörerisch, wenn dir jemand schneller zuschreit!
Die letzte Lektion geht noch über Laufschuhe. Bei Wettkämpfen ziehe nur „alte“ Schuhe an – die neuen gehören eingelaufen. Auch bei längeren Distanzen sind ungewaschene Socken eher von Vorteil.
Nun steht einem Laufevent nichts mehr im Weg. Lustigerweise war ich bei Laufbewerben immer viel aufgeregter als bei Triathlons, die logistisch mehr Herausforderung für mich darstellen. Vielleicht sehe ich euch ja das nächste Mal an der Startlinie, stay tuned!