trinews.at: Hallo Christoph, du hast dich heuer beim IRONMAN Austria in Klagenfurt, deinem ersten Langdistanztriathlon für Hawaii qualifiziert. Wie ist es dazu gekommen? Hast du damit gerechnet?
Christoph Schlagbauer: Dafür muss ich etwas ausholen und auf Ende 2011 zurückblättern: Als ich beim Ironman 70.3 Pays d”Aix, meiner zweiten Halbdistanz in meinem ersten Triathlonjahr, mit einer Zeit von 4:16 den 27. Gesamtrang belegt habe, kam ich unerwarteterweise das erste Mal mit dem Thema “Slot für die WM” in Berührung – Aufgrund der starken M18 ists sich als 7. bester Amateur aber nicht ausgegangen! Aufgrund dieses famosen Einstands dachte ich schon etwas weiter, nämlich einer möglichen späteren Profikarriere, die mir auch von Sportwissenschaflern, die mich als großes Talent handelten bzw. noch immer handeln, vorhergesagt wurde. Aber ich wollte das nicht bevor ich nicht in Vegas und Hawaii gewesen bin – By the Way waren ja noch kaum Ergebnisse da die dafür gestanden wären zu dem Zeitpunkt! Die Quali für ersteres gelang mir dann im Vorjahr in St. Pölten und zweiteres wurde heuer in Kärnten erledigt, so here I am 😉
Ob ich damit gerechnet habe, ist schwer zu beantworten, oder vielleicht auch nicht: Ja, ganz gelinde gesagt, ohne arrogant sein zu wollen. Wie gesagt war es mein großes Ziel. Und mit einer Zielzeit von 8:50 galt ich in der AK M18 (nur ein Slot) auch als Favourit. Meine Kontrahenten hab ich mal in einer Uni-Vorlesung gegooglet (Yes man, I”m a Freak 😉 Aber auf der Langdistanz ist die Quantität in der Klasse ja nicht ganz so hoch). Aber natürlich muss ein Rennen immer erst aufgehen!!! Und damit kann man bei einer Langdistanz NIE rechnen, vor allem nicht bei der ersten!
Du bist relativ frühzeitig nach Hawaii geflogen um dich vor Ort vorzubereiten und zu akklimatisieren. Was waren deine ersten Eindrücke von der Insel?
Das ist vollkommen richtig! Ironmanstimmung ist hier ursprünglich noch keine aufgekommen und das war auch ganz gut so! So hab ich mich in den zwei Wochen vollstens auf das noch sehr umfangreiche Training konzentrieren können! Wenn du mit dem Rad abseits der Ironmanstrecke unterwegs gewesen bist, bist du hier keinem Radfahrer begegnet (was zwar jetzt auch noch immer so ist), wohingegen beim Abfahren der Strecke von Tag zu Tag etwas mehr los war…
Konnte ich in der ersten Woche, als ich die kompletten Strecke abgefahren bin, noch auf einer Hand abzählen, wie viele Radler mir begegnet sind, komm ich jetzt nicht mal mehr aus Kona raus, ohne dass mir die Finger zum Zählen ausgehen Ich halte mich aber ohnehin bei meinen Radausfahrten eher im Landesinneren oder Richtung Süden auf, die Strecke kenn ich eh und werd ich am 12. Oktober noch allerbestens kennen lernen, ein Tag ein Tag aus auf und abfahren, wie es viele andere hier tun, würde mir gar nicht einfallen Ähnliches Schauspiel am Pier, nur hier viel gefährlicher! Unbekümmertes dahinschwimmen im weiten Ozean ist nicht mehr möglich.
Wenn du beim Schwimmstart rausschwimmst, musst aufpassen, dasst nicht von hereinschwimmenden Bodenschauern abgeschossen wirst. Wobei man Boden schauen angesichtsdessen, was es hier zu sehen gibt, keinem verübeln darf Ich meinerseits werde in den kommenden Tagen den Rummel meiden! Ich wohne momentan ohnehin nicht mehr in Kailua sondern bin gesiedelt, etwas den Berg hinauf!
Wie lief deine direkte Vorbereitung auf Hawaii?
Ansich begann die direkte Vorbereitung mit dem Zieleinlauf am 30. Juni in Klagenfurt! Die wirklich Vorbereitung natürlich schon sehr viel früher: Die Saison- und Trainingsplanung war immer auf einen zweiten großen Bewerb um die Jahreszeit ausgelegt, schön dass es Kona geworden ist 🙂
Gleich zuerst musste ich mal feststellen, dass viel Bier nicht der richtige Weg ist, um sich seriös auf eine WM vorzubereiten! 😉 Aber nach dem ersten Saisonhöhepunkt war es mal wichtig sowohl physisch als auch psychisch ein wenig abzuschalten, um mit noch mehr Motivation als eh schon da war, an neue Taten zu schreiten. Die waren in den Uni-Ferien begleitet von einem 30-Stunden-Job beim Roten Kreuz, was nach Uni mit trainieren zwar schon eine kleine Umstellung bedeutete (vor allem Dienstbeginn ab 5:30 ist der Regeneration nicht förderlich), aber es gelang mir sehr gut es zusammen mit einem umfangreichen Trainingspensum sowie sozialen Kontakten (Freunde und Familie stehen sehr weit oben bei mir, kann schon mal wichtiger sein als die ein oder andere Trainingseinheit in der Vorbereitung auf die WM, nur glauben das Viele nicht und trainieren stur ohne nach rechts und links zu blicken dahin) in Einklang zu bringen.
Die Trainingsbewerbe sowie einige Einheiten nach Kärnten liefen nicht ganz rosig. Mürzzuschlag, Litschau und Piberstein waren durchwachsen, was vorallem auch die Wattwerte am Rad bestätigen, aber die Ergebnisse waren auch nicht primär, auch wenn sie im Endeffekt so schlecht gar nicht waren. Umso näher Hawaii rückte, umso besser lief es. Das gute Gefühl in den Trainings sowie Bewerben war wieder da und die Ergebnisse stimmten. Somit stand einem motiviertem Reiseantritt nichts mehr im Wege!
Durch deine frühe Anreise hast du Kailua-Kona noch relativ ruhig erleben dürfen, ehe der Triathlon Trubel so richtig aufkommt. Wie verändert sich das Städtchen von Tag zu Tag?
Das ist vollkommen richtig! Ironmanstimmung kommt hier noch keine auf und das finde ich auch ganz gut so! Wenn du mit dem Rad abseits der Ironmanstrecke unterwegs bist, wirst du hier keinem Radfahrer begegnen, wohingegen mir gestern beim Abfahren der Strecke aufgefallen ist, dass da schon recht viele am Zeitfahrer unterwegs sind. Also Respekt vor denen die es aushalten auf dem meistbefahrenen Highway der Insel Tag ein und Tag aus bis zum Bewerb stur auf und abzufahren, ich könnte das angesichts der atemberaubenden Schönheit der restlichen Teile der Insel hier nicht 😉 Im Wind fahren hab ich ja heuer beim train-perfect Trainingslager auf Lanzarote eh wieder mal 3 Wochen lang ausgiebigst geübt im Feber und wo anders auf Big Island geht der auch 😉
In der ersten Woche hat sich noch kaum etwas verändert, ich erwarte mir einen ersten Teilnehmerzuwachs in Kona an dem Wochenende, worauf ich sehr positiv blicke!
Welche Ziele verfolgst du am 12. Oktober?
Ich will ein gutes und solides Rennen machen blablabla… ich glaub das will jeder 😉 Was ich wirklich versuchen möchte, ist allen voran gemachte Fehler in Vegas und Klagenfurt nicht zu wiederholen! Im Prinzip war es ja auch nur einer: Zu schnell am Rad los zustarten. Trotzdem kann mans ganz gut differenzieren und jeweils mit Kona in Verbindung setzen: In Las Vegas wars unglaublich heiß und ich hab es nicht geschafft für mein Europa-Bedingungs-Anfangsradtempo dem Körper genug Flüssigkeit zuzuführen, womit ich dann ab Meile 30 aufgegangen bin (für die Deutschen unter uns: keine Körner mehr hatte ;-)) Klagenfurt ist – nona – von der Distanz her gleich gewesen und ich hab wiederum auf der ersten Radrunde zu viel Gas gegeben. Nach Fehlverhalten während einer abzusitzenden Strafe konnte ich daraufhin nicht mal mehr die Watt einer lockeren Trainingsausfahrt treten.
Also für meine Verhältinisse schnellstmöglich aus dem Wasser kommen, gscheit Radfahren (immer im Hintergedanken, dass der Gegenwind auf den letzten Kilometern einem die Hölle heiß machen wird), gscheite 25km drauflaufen und den Rest vollgas und all-out was der Körper heuer noch draufhat!!!
In Zahlen ists vor einem Rennen immer schwer zu spekulieren! – Wobei “spekulieren” geht immer: Ich kann nur sagen, dass der M18-Bronzene aus dem Vorjahr in Wiesbaden ein paar Wochen davor einige Minuten hinter mir klassiert war. Was für heuer noch nichts heißen mag, aber von einer Medaillie träumen darf man ja 😉 Und als Klagenfurt-Sieger zählt man schon auch zum erweiterten Kreis der Medaillenkanditaten.
Zeit is schwierig. Wenn man auf Zeiten beharrt (das tu ich ein bisschen, um ehrlich zu sein) sollte man sich – so schwer es oft auch erscheinen mag – immer eine neue persönliche Bestzeit zum Ziel setzen: Also 9:13 auf Hawaii?! Wieso denn nicht 😉 Müsste halt alles aufgehen! So nicht weit über eine Stunde hinter dem Weltmeister wär schon spitze!
Dein „Abseits des Triathlon“ Tipps für zukünftige Hawaii Rookies?
Zu Beginn stand mal das Einleben hier im Vordergrund. Aufgrund einiger einheimischen Tiere, die es nicht so gut mit mir meinten, sowie bestimmt auch ein wenig des Jetlags, gelang mir das nicht so wie vorgestellt. Da war ich über jede ruhige Minute froh und kam nicht soviel herum! Gut regeneriert wie ich jetzt bin, stehen diese Woche 30 Stunden Training am Programm… dazwischen bin ich wiederrum froh mir was gscheites kochen zu können und mich ein wenig auf die Liege auf der Terrasse zu Pflanzen und dabei in die Heimat zu chatten und telefonieren! Das sind eigentlich Gründe warum ich Abseits von asphaltierten Straßen, sowie das, was schnell per Pedes oder Wasser zu erreichen ist, noch nicht allzu viel gesehen habe! Aber in der Woche vor dem Wettkampf wird auch dafür vielleicht ein bisschen Zeit sein und die paar Tage danach sowieso! Aber für Fragen diesbezüglich bin ich trotzdem immer offen 😉
Und welche Ziele setzt du dir für die kommende Saison?
Naja. Vegas war ich, Hawaii bin ich, damit steht von meiner Seite aus dem Einstieg ins Profigeschäft nichts im Wege. Der Name Schlagbauer wird sich zwar bis zum ÖTRV noch nicht so ganz durchgsprochen habe, bin ich doch nur ein Langdistanzler, aber ich werd mal fragen ob”s zeitliche Ressourcen gibt mir die zu genehmigen, ich glaub die Ergebnisse stimmen 😉
Danach werd ich mich mal eher auf der Halbdistanz bewegen, um ein altes Ziel in neuem Licht erstrahlen zu lassen: Die Qualifikation für die Ironman 70.3 WM, aber da muss ich mich mal einige Zeit in dem Geschäft einleben, was heißen soll, dass das natürlich noch nicht das Ziel für 2014 ist, keine Sorge, so realistisch bin ich bei meinem ganzen Gschwafel schon noch 😉
Christoph, wir wünschen dir auf diesem Wege “Viel Spass” für den 12. Oktober und “Alles Gute” für deine Zeit danach.