Warum darf ich eigentlich diesen Blog schreiben? Es gibt sicher Erfahrenere und vor allem erfolgreichere Hobbytriathleten als mich. Andererseits geht es hier um die Kombination Mum-Swim-Bike-Run-Repeat und da passe ich als vierfache Mutter, berufstätige, sportsüchtige Triathletin perfekt dazu. Stefan traf ich zum ersten mal beim ETU-Rennen in Genf, als er mit mir in der Hitze auf den Schwimmstart wartete, und auch sein Anfeuern beim Überholen auf dem Rad ist mir noch gut in Erinnerung. Auch bei unserem letzten gemeinsamen Triathlon hörte ich am Anstieg der Radstrecke ein „Super, Elke!“ – und er zischte an mir vorbei. Aber eigentlich sollte ich ja über meine (klitze)kleinen internationalen Erfahrungen schreiben. Nach meinem zweiten Triathlon 2013 bekam ich eine Email des ÖTRV: „Mit deiner Leistung hast du dich für das ETU Rennen in Kitzbühel qualifiziert.“ Kurzfristig dachte ich darüber nach, ob der Callboy jetzt zu gefakten Emails übergegangen sei! Also, irgendwie hatte ich das geschafft und ein Referee bei meinem ersten Duathlon riet mir, diese Chance auf jeden Fall wahr zu nehmen, weil er als Judge so nette Erinnerungen an sein ETU Rennen habe. Im Nachhinein kann ich ihm nur beipflichten, es waren tolle, unvergessliche Eindrücke, z.B. als ich einer deutschen Triathletin bei der Pastaparty in Kitzbühel schilderte, ich habe mit dem Rad „a Schleiferl zog’n“. Wahrscheinlich hätte ich etwas Hochdeutscher sprechen sollen, „a Schleiferl“ steht sicher nicht im Duden.
Vor allem sind diese Erinnerungen so nett, weil wir zweimal im Österreicherhaus logierten. Das letztemal bewohnten wir es in Walchsee-Kaiserwinkel, wo schon 2016 die Mitteldistanz-EM stattfand. Frühstücken mit österreichischer Triathlonprominenz und racen mit internationalen Promis. Das hat was für sich. Sicher ist die Teilnahme an einem internationalen Wettkampf zum Teil auch Geldsache. Wir haben uns als Ziel gesteckt, niemals zu fliegen und nur jene Teilnahmen zu realisieren, wo man mit dem Auto hinkommt.
Themenwechsel: In der Ruhe liegt die Regeneration. Gerade fahre ich mit dem Auto nach Krems und lausche einer Sendung auf Ö1 übers Übertraining. Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Depressionen, etc. etc. Die Krankheit ist gezeichnet von „noch mehr Wollen anstatt Nachlassen. Der Psyche keine Ruh‘ geben.“ Die pervertierte Umkehrung: die Leistung wird schlechter, aber anstatt zu reduzieren, trainierst du noch mehr. Als Beispiel bringen sie einen Hobbytriathleten, der für seinen ersten IM 70.3 trainierte. Ein bisschen wie Burnout im Beruf. Das passiert einem oft als Anfänger im Beruf, wenn man seine Grenzen kennenlernen muss.
Das Nette am Alter ist, dass man/frau seinen Körper schon kennt. Aber ich höre mit dem lehrerhaften Predigen schon wieder auf und erzähle eher vom Triathlon mit Suchtcharakter und dem unbeschreiblichen Gefühl, die Finishline zu erreichen mit dem Wissen, das, was man trainiert hat, abrufen gekonnt zu haben. Die schönste „Beilage“ an der Hauptspeise Wettkampf ist dann, dass sich bei verpassten Podiumsplätzen die Enttäuschungen in Grenzen halten, weil – und hier muss ich Felix Gottwald zitieren – man nur das tut, was man kann. Auch bei Olympia rief er nur das ab, was er trainiert hatte. Und das war ziemlich viel, denn es reichte zum Sieg.
Die, die mehr abrufen wollen, als sie trainiert haben, werden uns momentan auf dem medialen Tablett serviert. Manchmal liest man dann in den Printmedien: „Den und den Sportler hat es erwischt…“, was den Kontext des Dopings verniedlicht und Euphemismus darstellt. Richtigerweise muss es heißen: „Der und der Sportler wurde erwischt und von der Österreichischen Anti-Doping Rechtekommission (ÖADR) wegen positiver Dopingproben suspendiert.“ Aus der rezenten österreichischen Dopinggeschichte gab es von schlechtem Englisch: „Austria is a too small country to dope“ bis Österreich als Drehscheibe des Dopingmittelhandels. Wie in jüngster Zeit die Anti-Doping-Rechtskommission meldete, wurde bei zwei Radprofis aufgrund der vorliegenden Beweise festgestellt, dass einer von ihnen jahrelang Eigenblutdoping angewendet habe. Seine Rennergebnisse würden nun rückwirkend annulliert. Das hilft aber nicht dem Dahinterplatzierten, der einen Podiumsplatz, Preisgelder und Ehrungen verpasste. Auch wenn eine Medaille – wie schon so oft – nachgereicht wird, geht dies medial unter. Was ich noch weniger verstehe, ist die Erfolgsbiographie des zweiten Radprofis – so nett er auch sein mag! Er soll kurz vor dem Dopingbeginn Podiumsplätze erreicht haben und diese Ergebnisse würden ihm deshalb nicht aberkannt, da sie „sauber“ zustande gekommen seien. Welcher Grund steckt da hinter Dopen, wenn ich sowieso auf dem Podium stehe?
Jetzt schaue mir das Bild des Triathleten auf Facebook an und stelle mir die überflüssige Frage, die er sich angeblich die letzten 24h x-mal selbst gestellt hat: Warum nur? Er hat mit der Substanz Erythropoetin (EPO) gedopt. Wir sind verleitet, zu sagen, noch dazu mit der Substanz EPO, so, als gäbe es weniger unerlaubte und unerlaubtere Substanzen. Versteht mich nicht falsch – ich guttiere kein Doping, weder mit EPO noch mit Eigenblut, es liegt mir auch fern zu behaupten, dass hauptberufliche Profisportler mehr Rechtfertigung zu dopen als Nicht-Profi haben. Aber bitte, wozu dopt ein Nicht-Profi? Für mich besitzt er eine schwache Persönlichkeit, denn er konnte der Versuchung nicht widerstehen. In den Zeitungen sucht man durch die Dopingfälle nach nachvollziehbaren Gründen, warum zu Illegalem im Sport gegriffen wird: aus Publicitysucht bzw. dem Streben nach Berühmtheit. Sicherlich mögen Verträge/Preisgelder/Sponsoren der Grund sein, doch bei einem Nicht-Profi sind der Ruhm/ die Lorbeeren/ das Podium als vorrangig zu bewerten. Es zählen Erster, Zweiter oder Dritter – wer möchte als 15. oder 16. einen Bewerb beenden und Null mediale Aufmerksamkeit bekommen?
Jeder ist für seine Handlungen selbst verantwortlich. Auch wenn das Handy noch so einladend auf dem Beifahrersitz liegt, ab dem Moment, wo ich es beim Autofahren in die Hand nehme, mache ich mich strafbar. Ab dem Zeitpunkt, wo ich unerlaubte Substanzen zuführe, muss ich damit rechnen, dass mein illegales Handeln auffliegt. Für Doping gibt es keinen Entschuldigungsgrund, es ist kein Kavalliersdelikt.
Es ist ein Delikt, wofür der Doper büßen wird. Als Nebeneffekt geht sein Lebensinhalt verloren, denn entweder wird er nie wieder seinen Lieblingssport ausüben können und wenn ja,….wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und das Traurigste: er hat Schande über seine Sportart gebracht und viele andere verdächtigt gemacht, auch wenn sie sauber sind. Summa summarum hat er den ganzen österreichischen Sport in Misskredit gezogen.