In einem unseren letzten Artikel haben wir über den Einfluss der Körpertemperatur auf unsere Leistung gesprochen. Wir hatten die Möglichkeit, einen Cosinuss ONE in den vergangenen Wochen zu testen. Der Cosinuss One ist aktuell die einzige Möglichkeit, die Körpertemperatur während einer Trainingseinheit zu überwachen.
Anfangs waren wir etwas skeptisch. Kann die Herzfrequenzmessung im Ohr ähnliche Werte wie mit einem Brustgurt liefern? Gleich die erste Trainingseinheit zeigte uns allerdings, das sämtliche Zweifel fehl am Platz sind. Während der zweistündigen Trainingseinheit am Ergometer mit einem Ausdauer-, Kraft- und Sprintblock wich die Anzeige der Herzfrequenz in der Cosinuss App nicht von jener der Garmin 920XT ab.
Tragekomfort
“Kopfhörer” sind sehr individuell. Da auch der Cosinuss ONE wie ein “Kopfhörer” im Gehörgang sitzt gibt es auch hier drei unterschiedliche Passgrößen. Mit seinen 6 Gramm Gesamtgewicht saß der Cosinuss ONE bei uns gut im rechten Ohr. (Zum Vergleich: Aktuell beliebte BEATS In-Ear Kopfhörer wiegen 30 Gramm)
Einschalten und Loslegen
Der Cosinuss ONE wird durch zweimaliges Tippen am unteren Ende neben dem USB Anschluss aktiviert und auch wieder deaktiviert. Diese Mechanik bedarf am Anfang etwas Eingewöhnung – nach vier, fünf Trainingseinheiten hatten wir es allerdings heraussen und fortan war es kein Problem mehr.
Die Cosinuss ONE App (in unserem Test auf einem iPhone 6S) kann kostenlos aus dem Apple App Store bzw. Google Play Store heruntergeladen werden. Bei jedem Start sucht sie nach aktivierten Cosinuss ONE in der Umgebung. Die Suche dauert nur wenige Sekunden.
Nachdem der Cosinuss ONE verbunden ist, wird in der App der aktuelle Ladezustand des Cosinuss ONE, die Herzfrequenz, die optimale Platzierung des Cosinuss ONE und auch bereits die Körpertemperatur angezeigt. Mit einem Klick auf “Start” in der App startet die Aufzeichnung …
Auswertung
Die App befindet sich derzeit noch in einer sehr frühen Version. Alle wesentlichen Informationen werden fehlerfrei angezeigt – allerdings lassen die zur Verfügung stehenden Daten wesentlich mehr Auswertmöglichkeiten und technische Spielerein zu. Auf Nachfrage bei Cosinuss hat man uns versichert, dass die App laufend erweitert wird. Das letzte Update stammt von Ende Februar und hat wieder zahlreiche Funktionen freigeschalten.
Seit 29. Februar können Benutzer von Garmin Uhren auch die App “Data field for Cosinuss One” auf ihren Sportuhren installieren und haben so stets die Körpertemperatur auch auf der Uhr im Blickpunkt.
Theorie und Praxis
“Die Pulsfrequenz steigt zu Beginn der körperlichen Belastung fast kontinuierlich mit der Leistung an. In diesem anfänglichen Bereich eignet sie sich deswegen sehr gut, um die Intensität der sportlichen Belastung zu messen. Das ändert sich jedoch sobald die Körpertemperatur über die Normaltemperatur steigt und dadurch der lebenserhaltende, körpereigene Kühlprozess gestartet wird. Dies wird vorrangig durch Schwitzen und Wärmeabgabe erreicht. Für den Wärmetransport von innen nach außen wird der Blutkreislauf und das dichte Geflecht von Venen und Adern zwischen Haut und Unterhaut genutzt. Muss mehr Wärme als normal abgeführt werden, steigt die Hauptdurchblutung um das Acht- bis Zwölffache an. Folglich muss das Blut im Kreislauf stärker zirkulieren, die Pulsfrequenz steigt. Der Anstieg der Pulsfrequenz ist aber nicht durch die Leistung sondern durch den Kühlprozess bedingt! Es kommt zu deutlichen Fehlern in Leistungsbestimmungsmethoden, die lediglich auf der Pulsfrequenz basieren. Betrachtet man stattdessen die Pulsfrequenz und die Körpertemperatur zusammen, lässt sich der einschleichende Fehler rausrechnen und die individuellen Leistungsgrenzen des Sportlers sehr viel genauer bestimmen. Diesen Ansatz verfolgt cosinuss zusammen mit namhaften Universitäten” erzählt uns das Cosinuss Team die theoretischen Hintergründe.
In der Praxis haben wir genau dieses Phänomen bei unseren intensiven Trainingseinheiten feststellen können. Ein Anstieg der Körpertemperatur hatte zumeinst einen verzögerten Anstieg der Herzfrequenz zur Folge. So stieg die Körpertemperatur bei intensiven Trainingseinheiten auf über 38 Grad Celsius. Dafür benötigt der Körper nun Energie, die er nicht mehr in Leistung umsetzen kann, sondern zur Kühlung heranziehen muss. Der Puls stieg weiter, die Leistung konnte aber nicht mehr gesteigert werden.
Ausblick
Cosinuss beginnt nun in intensiver Zusammenarbeit mit Universitäten den Zusammenhang zwischen Körpertemperatur und Leistung weiter zu erforschen. So individuell wie die Herzfrequenz ist auch die Körpertemperatur. Eine Patentlösung wird es wohl auch hier nicht geben – aber Möglichkeiten, die eigene “Steady State Temperatur” herauszufinden und halten zu können sind für alle Sportler interessant.
Trainieren, Trainieren, Trainieren
Wer sich intensiv auf einen Hauptwettkampf vorbereitet, bei welchem die Aussentemperatur einen großen Faktor spielen kann, für den sollte der Cosinuss ONE zum Training gehören wie die Laufschuhe. Dabei ist es wichtig selbst herauszufinden, ab welcher Körpertemperatur keine Leistungssteigerung mehr möglich ist und WIE man am besten darauf reagieren sollte. Wie lange benötigt der eigene Körper um die Körpertemperatur um ein Grad zu verringern, wenn man sich mit einem Liter kühlen Wasser kühlt? Wie weit geht die Körpertemperatur zurück, wenn man etwas Tempo herausnimmt?
Mit all diesen Fragen hat sich auch Jan Frodeno vor dem IRONMAN Frankfurt im letzten Jahr beschäftigt – das Ergebnis waren intensive Kühlpausen an jeder Labe.