Hallo Dani! Wie geht es Dir? Bist Du gut im neuen Jahr angekommen und gibt es für 2016 irgendwelche Vorsätze?
Daniel Döller: „Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut und ich bin im Jahr 2016 bestens angekommen! Den Jahreswechsel habe mit meiner Familie und Sport verbracht – was gibt es Schöneres? Ich bin zwar kein Fan von Vorsätzen per se, aber wenn ich es auf den Punkt bringen müsste, steht bei mir an oberster Stelle, gesund zu bleiben und dabei meine Kraft so einzuteilen, dass ich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Familie, Arbeit und Sport schaffe.“
Wir würden gerne mit Dir auf das AUSTRIA TRIATHLON Jahr 2015 zurückblicken. Unsere erste Frage gilt natürlich Kurt (Anm.: AUSTRIA TRIATHLON-Gründer Kurt Mitschko): Wie geht es ihm nach seinem schweren Radunfall im letzten Frühjahr?
Daniel Döller: „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Natürlich war es ein schwerer Schlag, aber mittlerweile sieht er es pragmatisch und glaubt fest daran, dass sich eine Verbesserung einstellt. Da freut man sich über den vermeintlich kleinsten Fortschritt und wenn es „nur“ das leichte Anheben des Beins ist, was sein aktuellster Erfolg ist. Ich habe das Gefühl, dass erst jetzt so richtig die Reha beginnt. Einerseits, weil seine Schmerzen bei Berührungen weniger werden und andererseits, weil sein Gefühl zunehmend zurückkehrt. Aber bei allem positivem Denken darf man nicht vergessen, dass er wirklich ganz am Anfang steht und es noch viel Arbeit bedarf. Umso schöner ist es, dass er sehr viel positive Zusprache bekommt. Das gibt ihm viel Kraft.“
Welche Bedeutung hat Kurt für den AUSTRIA TRIATHLON? Und wie wird Eure Arbeitsaufteilung in Zukunft ausschauen?
Daniel Döller: „Ohne Kurt gäbe es den AUSTRIA TRIATHLON in Podersdorf nicht. Man darf nicht vergessen, dass wir nicht mit 2.150 Starterinnen und Startern, sondern mit 36 Startern begonnen haben. Dabei waren einige harte Jahre dabei, mit blutigen Händen und finanziellen Einbußen und all das hat Kurt auf sich genommen, aus Liebe zu diesem Sport. Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen und neigt dazu, diesen Teil des AUSTRIA TRIATHLON zu übersehen. Wie in Zukunft die genaue Arbeitsaufteilung aussehen wird, steht noch in den Sternen. Immerhin kann er jetzt schon wieder selbstständig telefonieren, das macht einiges leichter. So wird er koordinative Tätigkeiten übernehmen und wir werden sehen, wie weit er körperlich dann im September ist.“
Trainingslager, All Women, All Men und der 28. Austria Triathlon im September – wie sieht Deine persönliche „Podersdorf-Bilanz 2015“ aus?
Daniel Döller: „Meine Bilanz beginnt mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Team und an alle, die mitgeholfen haben, diese Vielzahl an Veranstaltungen über die Bühne zu bringen. Man darf nicht vergessen, dass jeder einzelne das in seiner Freizeit macht und das mit ganzem Herzen. Persönlich gesehen bin ich stolz darauf, trotz dieser Umstände die sich von einen Tag auf den anderen geändert haben, alles unter einen Hut gebracht zu haben. Plötzlich ohne Kurt dazustehen war, mal abgesehen von der psychischen Belastung, eine große Herausforderung. Neben der Durchführung der Triathlons im Juni und September kam ja auch noch die Umorganisation von Kurts Leben dazu. So gesehen war es ein Jahr voller Demut und Dankbarkeit.“
Auch wenn nicht alles zu 100% rund gelaufen ist, wie z.B. bei der Umleitung am Samstag oder einer zu steilen Rampe über den Gehsteig, so bin ich doch sehr zufrieden, was wir auf die Beine gestellt haben. Diese Dinge, die nicht optimal waren, nehmen wir uns zu Herzen und werden wir 2016 besser machen. Darauf können wir aufbauen, vorwärts streben und weiter die Veranstaltung sein, die wir schon die letzten 28 Jahre waren: Offen für alle Athletinnen und Athleten, egal ob Profi oder Amateur, in einer familiären Atmosphäre, zu leistbaren Preisen.“
Ihr verzeichnet seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen und habt beim AUSTRIA TRIATHLON 2015 erstmals die 2.000er Marke geknackt. Ein anhaltender Trend oder ist damit für Podersdorf das Limit erreicht?
Daniel Döller: „Ich glaube, wir werden uns um die 2.100 bis 2.500 Athleten (Anmerkung: über das Wochenende gesehen) einpendeln. Das halte ich für eine gute Größe, um authentisch zu bleiben. Wir suchen ja ganz aktiv den direkten Kontakt zu unseren Athletinnen und Athleten und es ist unser Anspruch, die Teilnehmer als Menschen und nicht als Startnummern zu behandeln.
Des Weiteren gibt es leider immer wieder das Thema Windschattenfahren, obwohl wir auf den Kilometer berechnet weniger Radfahrer gleichzeitig auf der Strecke haben, als dies bei anderen großen Veranstaltungen der Fall ist. Das heißt, der Fokus liegt für uns auf der laufenden Optimierung der aktuellen Strecken und nicht auf der Erhöhung der Teilnehmerzahlen. Ich rechne kurzfristig mit einer Steigerung auf den kürzeren Distanzen, da haben wir noch Kapazitäten. Vor allem auf der Olympischen-Distanz, die 2015 erstmals in Hinblick auf die Starterzahl die Sprint-Distanz überholt hat.“
Was zeichnet den AUSTRIA TRIATHLON Deiner Meinung nach aus? Oder anders gefragt: Warum sollte man als Triathletin/als Triathlet zumindest einmal in Podersdorf dabei gewesen sein?
Daniel Döller: „Wir sind der älteste Langdistanz-Triathlon Österreichs und generell eine der ältesten Triathlon-Veranstaltungen. Dass es uns noch immer gibt, zeugt von unserer Beständigkeit aber auch davon, dass wir die Veranstaltung stetig weiterentwickeln. Die Athleten gehen immer wieder gerne bei uns an den Start und wir geben dafür unser vollstes Engagement, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Podersdorf zeichnet vor allem aus, dass die Strecken sehr anspruchsvoll sind: der Neusiedlersee ist zwar nicht tief, aber nicht zu unterschätzen; die Radstrecke ist flach und kann bei Wind richtig hart werden; die Laufstrecke auf der tatsächlich so genannten „Hölle“ spricht für sich. Die Streckenführung ist damit insgesamt sehr herausfordernd und gleichzeitig schnell, getreu dem Motto: GREAT things never came from comfort zones. Natürlich ist es auch ein besonderes Erlebnis, dass man sich in einem Naturschutzgebiet bewegt, inmitten der berühmten burgenländischen Weingärten.“
2015 habt Ihr ja einige Veränderungen durchgeführt (insbesondere Neugestaltung des Ziel- und Messebereichs). Wie bist Du mit den Neuerungen zufrieden und was für ein Feedback habt Ihr diesbezüglich von den TeilnehmerInnen bekommen?
Daniel Döller: „Wir waren damit sehr zufrieden, aber sehen auch noch Optimierungspotential. Das Ziel direkt im Strandbad am Wasser wurde bei der Premiere 2015 von den Athleten und Zusehern sehr gut aufgenommen und kam sehr gut an. 2016 wird jedoch der Anfangsbereich des Ziels etwas größer werden, damit wir hier mehr Platz haben. Bei der Messe schwebt mir ein Messedorf vor, das direkt beim Hauptzelt und beim Zielbereich entstehen und aus Pagoden sowie Ausstellerzelten bestehen soll. Somit werden wir eine der wenigen Veranstaltungen sein, wo du von der Wechselzone bis hin zur Siegerehrung alles in wenigen Metern Entfernung hast. Das ist vor allem für die Zuseher optimal, können sie doch in wenigen Schritten an jedem Hotspot sein.“
Können die TeilnehmerInnen auch 2016 mit Neuerungen rechnen?
Daniel Döller: „Getreu unserer Philosophie der kontinuierlichen Weiterentwicklung kommen natürlich wieder einige Neuerungen. Konkret haben wir zum Beispiel metallene Radständer gekauft, die unsere Holzradständer ablösen werden. Dadurch haben die Räder mehr Stabilität. Wir müssen damit aber auch mit der Wechselzone breiter werden, sprich es kommt auch zu einer kleinen Umstellung in der Infrastruktur.
Weiters arbeiten wir aktuell auch daran, den Zielbereich noch homogener, noch attraktiver zu gestalten. Die Athletinnen und Athleten sollen ausreichend Platz haben, um sich nach den Strapazen auch in Ruhe zu erholen. Zudem haben wir 2015 gesehen, dass das Interesse der Medien stärker wird und dann kann es doch sehr schnell sehr voll werden. Das ist natürlich eine sehr erfreuliche Entwicklung, die gewisse Anpassungen von uns als Veranstalter fordert. Am Ende des Tages soll es ein großes, schönes und modernes Areal sein, in dem sich sowohl die Athleten als auch die Zuseher wohl fühlen und das bestmögliche Bedingungen für Athleten bietet.
Darüber hinaus ist es mir ein großes Anliegen, die Radstrecke zu überarbeiten, wobei die Anzahl der Runden gleich bleiben soll. Da wir bisher bei der olympischen Radstrecke nicht auf die 40km gekommen sind, suchen wir hier nach einer Möglichkeit mit den Behörden, die Strecke auszubauen und dabei die Sicherheit der Athleten zu wahren. Es gibt hier schon einige erfolgsversprechende Ansätze, sodass wir zuversichtlich sind, für September eine gute Lösung zu finden. Wir spielen auch mit dem Gedanken, bei den kürzeren Distanzen wieder einen Wellenstart einzuführen.“
2015 gewann Georg Swoboda beim AUSTRIA TRIATHLON zum vierten Mal in Folge den österreichischen Staatsmeistertitel. 2016 wird der AUSTRIA TRIATHLON über die Langdistanz erstmals nach vielen Jahren nicht als Staatsmeisterschaft gewertet – ein herber Verlust für den AUSTRIA TRIATHLON?
Daniel Döller: „Wir waren schon immer der Meinung, leben und leben lassen. Wir haben die letzten Jahre die Staatsmeisterschaften sehr gerne ausgetragen und sind der Ansicht, dass es auch andere tolle Veranstaltungen gibt, die sich das verdienen. Wir müssen einfach in die Zukunft blicken und ich bin davon überzeugt, dass die meisten Athleten nach Podersdorf kommen, weil ihnen die Veranstaltung taugt, egal ob mit Staatsmeisterschaften oder ohne. Die Zusammenarbeit mit dem ÖTRV ist gut und ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft wieder Staatsmeisterschaften austragen werden – vielleicht dann sogar über die Halb-Distanz.“
Neben dem dreitägigen Hauptevent im September, hattet Ihr die letzten Jahre auch das Trainingscamp sowie die All Women/Men Veranstaltungen im Frühjahr im Programm. Wie geht es mit diesen beiden Events im Jahr 2016 weiter?
Daniel Döller: „Das Trainingscamp war schon letztes Jahr mit 30 Teilnehmern ein voller Erfolg und findet 2016 vom 20. – 22. Mai statt (Anmerkung: hier gibt´s alle Infos zum Trainingscamp 2016). Neben den klassischen Elementen wie open-water Schwimmen, Wechselzonentraining und Koppeleinheiten wird es wieder einen spannenden Vortrag geben und die Möglichkeit, die originalen Strecken des AUSTRIA TRIATHLON zu erkunden.
Auch wenn mir das Herz blutet, wird es dieses Jahr die All-Women/Men Bewerbe nicht geben. Durch den Ausfall von Kurt ist es zeitlich alleine einfach nicht machbar und der ganze Fokus gilt dem Septembertermin. Ich schließe zwar eine Fortsetzung nicht aus, kann mich dazu aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht festlegen.“
Ein im wahrsten Sinne des Wortes junges Event ist auch der im Rahmen des AUSTRIA TRIATHLON von Euch veranstaltete KIDS AQUATHLON (Anm.: Schwimm/Lauf-Kombination für Kinder und Jugendliche), der 2015 ein voller Erfolg war. Was ist Eure Philosophie hinter diesem Event?
Daniel Döller: „Ganz klar, die jüngsten Triathleten und den Nachwuchs zu fördern. Im Burgenland stellt alleine der AUSTRIA TRIATHLON durch die Verbandsabgabe aus den Tageslizenzen 50% der Jugendförderung zur Verfügung. Diese Veranstaltung im Rahmen des Centrop-Cups ist ein weiterer Beitrag zur Förderung unseres Sports mit dem Ziel, in absehbarer Zeit Topathleten aus dem Burgenland an die Spitze heranzuführen. Unsere Philosophie ist es allgemein für alle Athleten – jung und alt – eine schöne Veranstaltung zu bieten, bei der man über seine Grenzen hinauswachsen kann und bei der man sich gleichzeitig wohl fühlt. Es ist schön zu sehen, dass der KIDS AQUATHLON (Anmerkung: hier gibt`s alle Infos zum Kids Aquathlon) das Familien-Event AUSTRIA TRIATHLON in Podersdorf perfekt ergänzt.“
Was wünscht Du Dir für den AUSTRIA TRIATHLON 2016?
Daniel Döller: „Wie jedes Jahr wünsche ich mir, dass wir schöne und vor allem faire Rennen erleben dürfen.“
Vielen Dank für das spannende Gespräch und bis bald in Podersdorf!