Die Saisonplanung von Michael Weiss ist auf die IRONMAN World Championship ausgerichtet. Seinen ersten Wettkampf absolviert er, so wie seinen letzten Wettkampf, in Mexiko.
Mexiko ist ein guter Boden für dich. Was zieht dich jährlich nach Mexiko?
Ich liebe es, in Mexiko zu starten. Die Strecken liegen mir, was sich in den Erfolgen widerspiegelt. Außerdem kann man in Cozumel optimal triathlonspezifisch trainieren: Freiwasserschwimmen im karibischen Meer, perfekte Topographie für das Radfahren in Aeroposition und schwüle Hitze beim Laufen. Im El Cozumeleño Beach Resort werde ich nach Gran Canaria mein zweites Trainingslager machen, gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Christina und unserer Tochter Lola.
Deine Tochter Lola ist ein gutes Stichwort: Wie waren die ersten Monate als Familienvater. Was hat sich seither an deiner Einstellung und dem Training geändert?
Letztes Jahr war die Geburt unserer Tochter im August das absolut Wichtigste. Alles ging gut, unsere Lola ist ein gesundes Baby, was nicht selbstverständlich ist.
Der Zugang zum Triathlon hat sich relativiert, denn ich habe umso mehr realisiert, dass dieser Sport „nur“ mein Job ist, den ich mit Freude ausüben darf.
Am Training selbst hat sich kaum etwas geändert, dank meiner verständnisvollen Lebensgefährtin und der Unterstützung unserer Familien.
Lediglich das Schlafen hat sich ein wenig verschlechtert: Um ca. 5 Uhr „läutet der Baby-Wecker“.
Wie sieht dein weiterer Plan für die Saison 2020 aus. Bei welchen Bewerben wirst du an den Start gehen?
Am besten, ich liste gleich alle auf:
- 70.3 Campeche
- 70.3 California
- Challenge Cancun
- Challenge St. Pölten
- Challenge The Championship (Qualifikation noch erforderlich)
- Ironman Austria
- Volksbank Ausee Sprint Triathlon
- Ironman 70.3 Zell am See
- Fittest City Sprint St. Pölten
- Ironman Hawaii
Trotz Qualifikation fehlen bei deinen Events die IRONMAN 70.3 World Championship? Was spricht gegen einen Start?
Obwohl ich mir den Slot letztes Jahr mit einem 3. Platz beim 70.3 Cozumel schon geholt habe, werde ich wieder beim Ironman Cozumel meine Saison abschließen. Die 70.3 WM in Neuseeland ist natürlich verlockend; trotzdem betrachte ich meine Chancen realistisch und bin mir im Klaren, dass ich gegenüber den Mitteldistanz-Spezialisten, die überwiegend von der Kurzdistanz kommen und deutlich jünger sind als ich, höchstwahrscheinlich hinterherfahren bzw. -laufen würde. Sie schwimmen einfach zu schnell für mich und das Rennen ist zu kurz, um eine Aufholjagd halbwegs erfolgreich abzuschließen.
Der Collins Cup bietet ein tolles Preisgeld und eine Präsentations-Möglichkeit für Athleten. Aktuell liegst du im Ranking auf Rang 5 für das Team Europa. Die ersten 4 sind startberechtigt. Wie beurteilst du den Wettkampf und ist er ein Ziel für dich?
Absolut. Das gesamte System der PTO sorgt für frischen Wind in der Profi-Triathlonszene.
Nicht nur der Collins Cup, sondern auch die Weltrangliste samt Prämientopf am Ende des Jahres bringen extra Motivation.
Trotz allem werde ich mich nicht verrückt machen lassen und mich weiterhin von Wettkampf zu Wettkampf konzentrieren.
Du hast erst kürzlich alle Dopingkontrollen im Adams offen gelegt. Warum dieser Schritt?
Ich bin froh, den gleichen Schritt wie Topathleten à la Jan Frodeno gemacht zu haben, denn es herrscht oft Verwirrung, wie das Anti-Doping Kontrollsystem eigentlich gehandhabt wird. Hauptziel war jedoch zu zeigen, dass Triathlon Profis eigentlich relativ wenig getestet werden und sämtlichen Organisationen einen Anstoß für mehr Kontrollen zu geben.
Die Anzahl meiner Kontrollen liegt über die letzten 10 Jahre im oberen Bereich, da sie sowohl von der WTC als auch NADA Austria angeordnet werden.
Viele kritisieren bei veröffentlichten Anti Doping Tests, dass diese nicht TUEs ausweisen. Hast du TUEs, bzw. wo sind diese im Adams System ersichtlich?
Diesen Kritikpunkt verstehe ich vollkommen, denn TUEs können rein theoretisch „missbraucht“ werden, im Speziellen die Verwendung von Kortison im Wettkampf.
Ich selbst musste Gott sei Dank noch nie von einer TUE Gebrauch machen, was man in meiner vollkommenen Offenlegung des ADAMS sehen kann: Unter den aufgelisteten Blutpässen wären auch die von der NADA eingetragenen TUEs zu sehen.
Dies soll aber nicht heißen, dass eine TUE mit betrügerischen Absichten zu tun hat! Was soll ein Profi tun, wenn sie/er trotz sämtlicher konservativen Behandlungsmethoden (Physiotherapie, Massage, Tapen, Repuls etc), bzw. einfach nur pausieren, für einen Hauptwettkampf durch eine chronische Verletzung nicht fit wird? Es gäbe dann nur folgende drei Möglichkeiten: Wahrscheinlich nicht konkurrenzfähig starten, mit einem Facharzt eine TUE beantragen oder den Start einfach absagen. Erstes und Letzteres kann jedoch bei einem Profi für massive finanzielle Konsequenzen sorgen, vor allem wenn es sich um eine Weltmeisterschaft wie den Ironman Hawaii handelt.