Die tiefe Verbundenheit mit dem Triathlonsport, und im Besonderen dem IRONMAN auf Hawaii begann bei Philipp Strolz vor über 30 Jahren. Damals wusste der Vorarlberger, seit vielen Jahren in Klosterneuburg wohnend, aber noch nicht, worauf er sich einlassen würde und wohin ihn der Sport noch bringt.
Noch bevor es die sozialen Medien Facebook, Instagram und Co gab, in den sehr frühen Jahren des Internets, als noch die 32k Modems die Telefonleitungen blockierten, sah Philipp Strolz im ZDF den Ironwar zwischen Mark Allen und Dave Scott. Der damals 13jährige war wie gefesselt von diesem Sportereignis und seine Gedanken sollten sich auch in den Tagen danach um dieses Großereignis drehen. Im beschaulichen Bregenzerwald in Vorarlberg waren Fussball und der Skisport tonangebend. Triathlon war zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannt. Dennoch reifte im Hinterkopf der Gedanke heran, „irgendwann möchte ich auch beim IRONMAN auf Hawaii starten. Irgendwann … Hawaii soll das Ziel meiner Reise sein.“ Als 13-Jähriger vergaß er die Spinnerei in seinem Kopf wieder und widmete sich in den nächsten Jahren dem Tennis-Spiel, Skifahren, Mountainbike und Laufen. Natürlich fehlte auch als älterer Teenager das Geld, um seinen Traum, der immer wieder hochkeimte, zu verwirklichen.
30 Jahre später war Philipp Strolz mitten im Berufsleben angekommen. Als IT Berater reiste er auf der ganzen Welt herum, arbeitete weit mehr wie 60 Stunden und lebte vom Fast Food zwischen Terminen. Die Waage näherte sich schnell der 90 Kilogramm Marke und vom jungen, dynamischen Sportler in seiner Jugend war nicht mehr allzu viel geblieben. Es war zwar kein Neujahrsvorsatz 2018, aber Anfang des Jahres fasste er den Entschluss, sein Leben grundlegend zu ändern und dem Sport wieder einen größeren Stellenwert zu geben. Regelmäßig ging der Vorarlberger wieder laufen und träumte vom Marathon. Nach einem guten Wachau Halbmarathon (01:29 Stunden) bewältigte Strolz den Wolfgangsee Marathon mit knapp 500 Höhenmetern in 03:30 Stunden. Das sportliche Comeback für den IT-Berater war geschafft. Nachdem das Ziel Marathon von seiner ToDo Liste gestrichen werden konnte, keimte der Gedanke an den IRONWAR wieder hoch. Mark Allen und Dave Scott schwammen, radelten und liefen auf Hawaii den ganzen Tag Seite an Seite, ehe an der letzten Labestelle vor dem Finish Mark Allen das Tempo erhöhte und seinen ersten Sieg bei der IRONMAN World Championship feiern durfte. „Jetzt oder nie“ fasste Strolz den Plan, sich zum IRONMAN Austria anzumelden. Es galten keine Ausreden mehr und noch am gleichen Tag meldete er sich für den IRONMAN Austria 2019 an. „Das wird ja wohl nicht so schwer sein,“ dachte sich Strolz, ohne zu wissen, dass er erst am Beginn einer sehr langen Reise stand. „Wenn ich den Plan für mich behalten hätte, hätte ich vermutlich viele Ausreden gefunden. Aber um meinen Plan auch zu realisieren habe ich meinen Freunden davon erzählt. Und die erste Frage war immer: Welche Zeit hast du dir vorgenommen?“ „Ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer, was ich darauf antworten sollte,“ so Strolz, „Meine längste Schwimmdistanz waren bis dahin 100 Meter im Becken. Mit dem Rad bin ich vor knapp 25 Jahren auch schon mal Touren mit 100 Kilometern gefahren, aber noch nie 180 Kilometer. Den Marathon konnte ich nach meiner Vorbereitung so in etwa abschätzen. Das war aber auch schon alles.“
Von erfahrenen Triathleten wurde der motivierte Jung-Triathlet belächelt. Seinem Vorhaben standen sie skeptisch gegenüber und rieten ihm davon ab. Aber Strolz hielt an seinem Plan fest „Ich wusste, was ich erreichen wollte und dass ich das schaffe. In meinem Unternehmen heißt dies „refuse to lose“. Aber es gab mir doch zu denken, und so plante ich noch einen Triathlon über die Olympische Distanz und den IRONMAN 70.3 St. Pölten in der Vorbereitung ein.“ Der Plan für das Jahr 2019 beinhaltete seinen überhaupt aller ersten Triathlon in Klosterneuburg über die Olympische Distanz, den IRONMAN 70.3 St. Pölten und den IRONMAN Austria im Juli. Das hätte es auch wieder sein sollen mit dem kurzen Abstecher in die Triathlon-Szene. Danach hätte das nächste Ziel anvisiert werden sollen. Aber es kam anders…
Die Krux mit der Technik
Mit dem Entschluss, 2019 beim IRONMAN Austria an den Start zu gehen und Triathlet zu werden kamen neue Herausforderungen. „Ich hatte kein Material. Klar, ich hatte Laufschuhe und Sportgewand aber kein Zeitfahrrad, keinen Neoprenanzug und alles, was man für einen Triathlon braucht“. Also ging es für Strolz ab ins Fachgeschäft. Die Fragen des Verkäufers überforderten den Einsteiger. „Clincher, Disc, Tubeless, … Ich hatte kein Wort von seinen Fragen verstanden. Ich wollte doch nur ein Zeitfahrrad.“ Schlussendlich holte er sich ein Triathlon-Magazin und begann, sich in die Sportart einzulesen. „Das richtige Rad zu finden, war die erste Herausforderung. Die einen haben was an dieser Marke auszusetzen, die anderen Händler an jener Marke. Alle hatte sie aber eines gemeinsam: Canyon geht gar nicht. Das war wie ein Schlag, denn eigentlich gefiel mir das Canyon Rad am besten. Entschieden habe ich mich dann für das BMC Timemachine Road. Der Händler meinte, einen Aufleger könne man hier leicht montieren und ich wäre gerüstet für meinen ersten Triathlon. Wie sich später herausstellte gab es aber keine passenden Aufleger und so mussten wir einen ENVE Aufleger umfunktionieren. Einen Tag vor dem Triathlon in Klosterneuburg war dann auch der Aufleger montiert.“ Den Neoprenanzug und die weiteren Artikel kaufte er sich bei diversen Weihnachtsaktionen der Händler.
Einstieg in das Training
Nachdem das Material nun zusammen war und im Keller lagerte, ging es daran, die „Maschine“ einer Untersuchung zu unterziehen. „Neben einer Gesundenuntersuchung und einem Laktattest habe ich auch drei Ernährungscoachings besucht. Da war ich leider ein Totalausfall, denn ich kann nicht ohne Süßen leben. Ich muss einfach essen, was mir schmeckt – auch wenn es nicht immer gesund ist. Da ist sicher Raum für Verbesserung in der Zukunft, aber es schmeckt mir nun mal.“
Mit dem Material im Keller und dem OK von den Ärzten stand dann auch dem Training nichts mehr im Wege. „Nachdem ich beruflich wenig Zeit hatte, wollte ich die verbleibende Zeit sinnvoll in mein Training investieren. Ich holte mir einen Schwimmtrainer für zehn Stunden, einen Lauftrainer für fünf Stunden und einen Trainingsplan. „Beim Schwimmen kam gleich das erste AHA Erlebnis. Nach nicht einmal 100 Metern war die Luft weg. Wie sollte ich da 3,8 Kilometer zurücklegen? Und das in gerade einmal sechs Monaten?“ Nach drei Wochen begleitetem Schwimmtraining mit dem Fokus auf die Technik sah Strolz aber Licht am Ende des Tunnels, bzw. das Land nach dem Schwimmen wieder. Von November 2018 bis Oktober 2019 trainierte Strolz knapp unter zehn Stunden pro Woche. 4,5 Kilometer legte er im Schwimmbad zurück, 107 Kilometer auf dem Rad und 38 Kilometer in den Laufschuhen. Im Winter kam noch eine Stunde Krafttraining im Fitnessstudio dazu. „Im Jänner waren es nur drei Stunden, im Juni dann 16 Stunden. Aber im Schnitt war ich knapp unter zehn Stunden Training pro Woche. Meine Zeit war streng limitiert und meine Strategie war, Kilometer zu sammeln. Kein HIIT, keine Intervalle und all die Varianten davon, sondern einfach Schuhe an, und laufen bzw. zwischendurch Schwimmen und Rad fahren. Das ist sicher nicht optimal gewesen, aber ich wollt erst einmal die Grundlagen schaffen.“
Im Mai stand dann schon der erste Triathlon vor der Türe. Die Donau hatte gerade einmal 14 Grad und die Schwimmstrecke wurde glücklicherweise verkürzt. „Während sich die anderen Teilnehmer aufwärmten, wartete ich bis wenige Sekunden vor dem Startschuss um in die kalte Donau zu springen. Mit viel Übermut stellte ich mich in die erste Reihe und kam gleich mal unter die sogenannte Waschmaschine. Etwas gerädert ging es dann in die Wechselzone. Vor dem Bewerb hatte ich meinen Platz mit jenem meines Nachbarn verglichen, damit auch nichts fehlt. In der Wechselzone angekommen fehlten meine Radschuhe. Klar, der Kollege neben mir hatte sie bereits am Rad, daher habe ich sie nicht wahrgenommen. Ich hatte meine Radschuhe noch im Rucksack, der zum Glück in der Wechselzone stand.“ Nach dem ersten Schreck lief es für Strolz aber ganz gut und nach 2:18 Stunden lief er bei seinem ersten Triathlon über die Olympische Distanz über die Ziellinie. Nur wenige Wochen danach stand er beim IRONMAN 70.3 St. Pölten, der jetzt unter dem Namen Challenge St. Pölten Triathlon ausgetragen wird, an der Startlinie. Mit einer Zeit von 5:02 Stunden war der Vorarlberger bei seinem Heimrennen aber nicht ganz zufrieden. „Ich war im Ziel nicht vollkommen erschöpft und ausgepowered.“
Der IRONMAN Austria 2019
Sechs Wochen später dann der geplante krönende Abschluss beim IRONMAN Austria. „Das erste Mal überhaupt bin ich 3,8 Kilometer durchgeschwommen. Ein sensationelles Gefühl! Am Rad lief es super für mich, nur beim Laufen bekam ich nach dem Halbmarathon Probleme mit dem Magen und musste 20 Kilometer „Stop and Go“ zurücklegen. Von meiner Zeit von 10:12 Stunden waren meine Freunde vollkommen überwältigt. Selbst war ich aber nicht mit meiner Leistung zufrieden und die Sucht hat mich gepackt. Die 10 Stunden Schallmauer muss doch fallen!“
Obwohl sein Ausflug in die Triathlon-Welt mit dem IRONMAN Austria beendet sein sollte, begann sie eigentlich danach erst so richtig. Noch in den Hochgefühlen des Finish meldete sich Strolz zum IRONMAN Switzerland an, welcher aber schon 2 Wochen nach Klagenfurt stattfand. Aber alle späteren IRONMAN waren schon ausverkauft. Doch auch hier lief es beim Laufen nicht nach Plan und er musste die Marathon-Strecke Großteils gehend zurücklegend. „Die Stimmung war aber einmalig und aufgeben war nie eine Option für mich. Also habe ich den IRONMAN Switzerland nach 10:24 Stunden gefinisht.“
Der Traum von Hawaii
Doch auch nach dem IRONMAN Switzerland brannte in Strolz das Feuer. Der Traum von Hawaii kam wieder hoch und wurde greifbar. Im September ging es mit der Familie für eine Woche nach Italien. „Zufällig“ fand zu jener Zeit der IRONMAN 70.3 Italy statt, der natürlich mitgenommen wurde. Mit dem fünften Rang in seiner Altersklasse qualifizierte sich Strolz für die IRONMAN 70.3 World Championship 2020 in Taupo, Neuseeland. „Schon bei der Siegerehrung in Italien schmiedete ich mit meiner Familie Pläne, um meine Saison, die eigentlich nur ein Rennen beinhalten sollte, zu krönen. Im Angebot waren Flüge nach Asien und mit dem IRONMAN 70.3 Shanghai und dem IRONMAN Malaysia hatte ich binnen sieben Tagen zweimal die Chance, mich für die IRONMAN World Championship auf Hawaii zu qualifizieren. Der IRONMAN 70.3 Shanghai war dann ein toller Event. Super Strecke, aber leider sehr emotionslose Zuschauer und kaum Athleten, die Englisch sprechen konnten. Jene Europäer, die in Shanghai am Start waren, hatten aber nur ein Ziel: Den Slot für die IRONMAN World Championship. Ich belegte in meiner Altersklasse den dritten Rang in 04:23 Stunden und durfte auch bei der Slotvergabe jubeln. Ich hatte mich für die IRONMAN World Championship qualifiziert.“ Nach Shanghai ging es weiter nach Malaysien, wo es für Strolz nicht ganz nach Plan lief. „Das war der erste Wettkampf, in welchem der Kopf nicht mehr mitspielen wollte, da das Ziel ja bereits erreicht war und die fast 40 Grad und 1500 Höhenmeter am Rad nicht ganz ohne waren. Trotzdem finishte ich nach 10:30 Stunden.
Aus einem geplanten Triathlon wurden also drei Langdistanzen beim IRONMAN Austria, IRONMAN Switzerland und IRONMAN Malaysia, vier Mitteldistanzen in St. Pölten, Podersdorf, Italien und Shanghai und eine Olympische Distanz. „Heute sitze ich nicht mehr mit dem Triathlon-Einsteiger Magazin auf der Couch, sondern ich freue mich, mit dem Hawaii Reiseführer auf der Rolle sitzen zu dürfen.“
Die Kosten für den Triathlon-Einstieg
„Ich hatte in einem Triathlon Magazin gelesen, dass man von Null kommend, mit 20.000€ rechnen sollte, also habe ich mit einem Budget von 20.000 Euro für Material und Wettkämpfe geplant,“ so Strolz, der genaue Aufzeichnungen über seine Ausgaben für den Sport führte. „In einem Jahr Triathlon habe ich ca. 25.000 € investiert. Mehr wie zuerst angenommen, aber ich habe auch viel mehr Rennen absolviert und auch sämtliche Urlaube mit der Familie damit verbunden“
Die größten Ausgaben entfielen auf das Rad. Insgesamt habe Strolz hier knapp über 10.000 Euro ausgegeben. Darin inkludiert waren neben dem Rad auch ein Powermeter, Radhelme, Bike Fitting, Radbekleidung und Kleinigkeiten wie Radtasche, Radcomputer, monatliches Service, div. Ketten, Tubeless Ausstattung…
An Startgebühren und Unterkünften/Reisekosten fielen knapp über 8.000 Euro an. Relativ günstig war das Schwimmen. Der Neoprenanzug und die Eintritte ins Hallenbad summierten sich auf 915 Euro zusammen.
Trainingspläne, Schwimmtrainer und Lauftrainer kosteten 2.200 Euro. ca. 2.500 Euro gab Strolz für die medizinischen Checks, Laktattests, Ernährungs Coachings, bzw. div. Trainingsbegleitende BCAA´s, Vitamine, Massagen etc. aus.