Sport und Sportveranstaltungen werden gerne als „Das schönste Hobby der Welt“ bezeichnet. Aber wird dies dem Stellenwert des Sport gerecht?
Im EU-weiten Vergleich (Zahlen aus dem Jahr 2016) liegt Österreich in der Sportwirtschaft, gemessen am Anteil zum BIP oder der Beschäftigung, weit voran.
Der Wirtschaftsfaktor Sport in Österreich ist um ein vielfaches größer, als vermutet.
Der Sport ist unmittelbar und mittelbar für 5,75% der Wertschöpfung verantwortlich, damit liegt der Wertschöpfungsbeitrag des Sports höher als jener der Bauwirtschaft.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass es vor allem die Beherbergung und Gastronomie sind, die mit 3,9 Mrd. Euro Wertschöpfung am stärksten vom Sport profitieren. Der Kernbereich des Sports, also die Tätigkeit der Vereine, die Aktivitäten von Profisportlern und Trainern sowie der Betrieb von Sportanlagen liegen mit 920 Millionen Euro erst an sechster Stelle.
Der Sport ist mehr als nur ein Hobby – und findet dennoch kein offenes Ohr
Über den Sport finanzieren sich nicht nur Konzerne, sondern vielmehr Vereine, Ein-Personen Unternehmen und Klein- und Mittelständische Betriebe. Sie sorgen dafür, dass sich unsere Kinder bewegen! Sie sorgen für einen wesentlichen Teil im Leben von Kindern und für soziale Kontakte. Die Vereine finanzieren ihre Nachwuchsarbeit zu einem sehr großen Teil aus Sportveranstaltungen.
Ein-Personen Unternehmen kämpfen als Veranstalter oder Betreiber von Sportgeschäften um ihren Lebensunterhalt und darum, ihre Familien ernähren zu können.
Wie gross die Möglichkeit für kleine Firmen ist, Rücklagen zu bilden, zeigte die aktuelle Covid-19 Krise. Fast alle kämpfen nach zwei Monaten ohne Einnahmen mit dem Überleben. Auch Vereinen geht es nicht besser. Gemäß den Statuten dürfen Vereine nicht gewinnbringend agieren, sondern müssen gemeinnützig bleiben und können so keine oder kaum Rücklagen bilden.
Ein weiteres Problem des Sport ist, dass er nicht mit einer Stimme spricht. Zu unterschiedlich sind die Interessen. Die grossen Dachverbände, an die von Seiten der Politik grosse Fördersummen nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt werden, sind mit Parteifunktionären besetzt und transportieren vorwiegend die Interessen ihrer Parteien weiter. Nicht viel anders sieht es bei Fachverbänden aus, deren Präsidenten aus dem politischem Umfeld stammen. Sie brauchen ihr Netzwerk, um an Förderungen zu gelangen. Und bekanntlich übt man Geldgebern gegenüber wenig oder nur mässig Kritik. Bundesweit objektive Kriterien in allen Bereichen existieren zwar wie Corona-Verordnungen auf dem Papier, lassen aber zu viel Spielraum für „freie Interpretationen“.
Dem Sport fehlt es an einer überparteilichen Interessenvertretung, die für den Sport lebt und kämpft. Denn es wird über kurz oder lang der organisierte und unorganisierte Sport sein, der für die Gesundheit von uns und unseren Mitmenschen verantwortlich ist.