Mit der Apple Watch Ultra bietet Apple erstmals eine Smartwatch mit dem Fokus auf Ausdauersportler. Wir haben von Apple eine Apple Watch Ultra für einen ausgiebigen Test zur Verfügung gestellt bekommen und wollen die gut 1.000 Euro teure Sport- und Lifestyle Uhr auf Herz und Nieren im Sportbereich testen.
Die Ausgangsbasis: Das Trainings-Equipment stammt bisher von Garmin. Ein ForeRunner 955 am Handgelenk, ein Edge am Rad und dazu die Garmin Rally zur Leistungsmessung. Um in Garmin’s goldenem Käfig weiterzuspielen, darf natürlich die Garmin Waage nicht fehlen, die mein Gewicht automatisch in Garmin Connect speichert.
Auf der anderen Seite ein iPhone, iPad und MacBook und Mac Mini im Büroalltag. Man kann also davon sprechen, in zwei „goldenen Käfigen“ und geschlossenen Ökosystemen unterwegs zu sein, die „einfach funktionieren“, ohne viel Verständnis für Technik haben zu müssen.
DHL läutet an der Türe und übergibt das Paket. Gleich ausgepackt fällt auf, dass die Produktverpackung nachhaltig produziert wurde, ohne dabei von den hohen Qualitätsstandards von Apple heruntersteigen zu müssen. Dann die erste Überraschung. Die Apple Watch ist schwer. Verglichen mit meinem ForeRunner 955 wiegt die Apple Watch Ultra 15 Gramm mehr und kommt auf 71 Gramm. Doch schon nach wenigen Minuten kann hier Entwarnung gegeben werden. Das Gewicht merkt man im Arbeitsalltag nicht (und um zu spoilern: Auch beim Training merkt man den Gewichtsunterschied nicht)
Wie vom Apple Ökosystem gewohnt, wird die Apple Watch in kurzer Zeit mit den anderen Geräten gekoppelt. Fortan kann ich meinen Computer, das iPhone, … mit der Apple Watch entsperren. Klingt cool – ist es auch. Einfach ein kleines Feature, dass man zuvor zwar nicht vermisste – wenn man es einmal genutzt hat, möchte man es aber nicht mehr missen.
Erste Trainingseinheit mit der Apple Watch
Wenig später die erste Trainingseinheit mit der neuen Apple Watch. Als ultimativer Test gleich ein Lauf auf dem Laufband für 70 Minuten. Bevor es auf das Laufband ging, wurde zuerst die Trainingsansicht für meine persönlichen Zwecke angepasst. Dann habe ich versucht, dass Technogym MyRun Laufband zu koppeln um die Daten des Laufbands auf der Uhr zu sehen. Während meine Garmin sich automatisch mit dem Laufband verbunden hat, benötige ich beim Technogym MyRun die App von Technogym. Und hier das erste Problem: Für die App von Technogym benötige ich zum einen einen zusätzlichen Account bei Technogym und bin danach an die Technogym App am iPad gebunden. Die Apple Watch dient in diesem Fall nur zum Messen des Pulses. Nach dem Training synchronisiert die App allerdings die Einheit in die Apple App „Fitness“ und kann dort ausgewertet werden.
Ich entscheide mich beim ersten Lauf dazu, das Laufband noch nicht zu koppeln und bin beim Ergebnis der Auswertung positiv überrascht. Gelaufen bin ich 70 Minuten mit einer konstanten Pace von 4:18 min/km – das entspricht 16,31 Kilometern. Die Apple Watch zeigt mit eine Distanz von 16,85 Kilometer und eine durchschnittliche Pace von 4:09 min/km an. Das ist meiner Meinung nach recht beachtlich, da ich die Apple Watch ja auch erst wenige Minuten getragen habe und noch keinen Outdoor Lauf absolviert habe. Beim ersten Run mit dem Garmin ForeRunner 955 hatte ich eine wesentlich größere Differenz.
Die Trainingseinheit startet man mit einem Klick auf den „Action Button“. Dieser ist frei konfigurierbar – für Ausdauersportler empfiehlt sich hier allerdings das Starten einer Trainingseinheit. Um eine Trainingseinheit zu beenden, drückt man den „Action Button“ und den „Seiten Button“ mit dem Daumen und Zeigefinger. Das geht erstaunlich gut und auch beim ersten mal schon richtig intuitiv.
Überraschung beim Schwimmtraining
Abends ging es noch in das Schwimmtraining. Am Programm standen 2.800 Meter – Einschwimmen, 3 x 800 Meter und Ausschwimmen. Gleich vorweg, die Apple Watch kann (noch) nicht Splitzeiten beim Schwimmen speichern. Das ist ein großes Manko für ein strukturiertes Training. Mit einem Klick auf den „Action Button“ startet die Schwimmeinheit und am Ende des Trainings kann man die Einheit speichern. Dazwischen gibt es keine Interaktionsmöglichkeiten mit der Apple Watch.
Doch beim Einschwimmen war die Überraschung groß. Ich forderte die Apple Watch Ultra heraus. Nach 100 Meter Kraul folgten 100 Meter Lagen und 25 Meter Beine gefolgt von 25 Metern mit 12,5 Metern Brust und 12,5 Metern Rücken. Jeweils mit einer kurzen Pause nach 100 Metern. Die Sets und 100 Meter Durchgangszeiten wurden korrekt erkannt. Und dann drei Pluspunkte, die man bei der Konkurrenz vergebens sucht:
- Die Apple Watch Ultra erkennt die Distanz beim Beinschwimmen (ohne Armbewegung, Arme neben dem Körper) korrekt
- Die Apple Watch Ultra erkennt eine Änderung des Schwimmstils auf einer Länge und berechnet die Distanz korrekt (Die Konkurrenz macht dann gerne aus 25 Metern 50 Meter …)
- Die Apple Watch Ultra misst die Distanz nicht aufgrund der zurückgelegten Bahnen, sondern die tatsächliche Länge. Bei einem Blick auf die Uhr auf den letzten 50 Metern hatte ich gerade 230 Meter zurückgelegt – was meiner tatsächlichen Position ziemlich genau entsprach!
Wow – absolute Pluspunkte für die Apple Watch beim Schwimmtraining. Wenn man nun auch noch die Zeiten tatsächlich mitstoppen kann, dann ist die Apple Watch beim Schwimmtraining im Becken die absolute Nummer 1.
Alle Trainingseinheiten in der App „Fitness“
Apple sammelt alle Trainingseinheiten in der App „Fitness“ auf dem iPhone. In diese App können auch externe Trainingseinheiten übernommen werden. In meinem Fall befinden sich darin auch alle Trainingseinheiten aus Garmin Connect. Doch damit, werde ich mich in den nächsten Tagen intensiver beschäftigen.
Erstes Fazit der Apple Watch für das Training
Die Apple Watch ist eine Uhr, die technisch alle Stück spielt. Während die Konkurrenz wie Garmin und Polar mit ihren vielzähligen Produkten jeweils sportliche Nischen bedienen, versucht die Apple Watch Mainstream und Nischenprodukt in einem zu sein. Technisch deckt sie beide Bereiche ab und hat das Potential, den Sport Olymp zu erklimmen. Die Software ist noch zu sehr auf den Lifestyle abgestimmt und bietet noch zu wenig sportspezifische Funktionen, um bereits am Olymp angekommen zu sein.
Fehlende Funktionen bei den ersten Trainingseinheiten:
- Nachträgliche Bearbeitung von Indoor Läufen und Schwimmeinheiten um die Distanz, … anzupassen und der Uhr die Chance zu geben, das nächste mal genauer zu sein
- Synchronisation mit Laufband aus der Training App ohne Drittanbieter-App
- Schwimm-Splits stoppen und Abgangszeiten zu stoppen (Beispiel: 10×50 Meter mit Abgangszeit 1:00 Minuten)
Die nächste gute Nachricht: Software lässt sich weiterentwickeln und Apple hat die finanziellen und personellen Ressourcen, mit jedem Release die fehlenden Funktionen nachzurüsten.