„Für diese Hitze gibt es keine Taktik. Nur einen Körper, dem man zuhören muss.“ Ronnie Schildknecht gab sich im Vorfeld des IRONMAN Zurich Switzerland bedeckt, fast schon unsicher. „Alles kann geschehen.“ Ein Testat das auch durchaus zutraf, nur nicht auf einen – Ronnie Schildknecht.
Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks spulte der Ausnahme-Athlet sein Programm ab. Keine Taktik? Von wegen. Der nunmehr neunfache IRONMAN-Champion ließ seinen Landsmann Jan van Berkel mit der Schwimm-Spitze ziehen und hielt sich an die Verfolgergruppe. An 13. Stelle liegend aber mit „nur“ 3:41 Minuten Rückstand auf den führenden Esten Marko Albert kletterte Schildknecht aus dem Wasser. Positiver Rückblick des Champions: „Ich hatte eigentlich mit sechs Minuten Rückstand gerechnet.“
Das Showdown zwischen Schildknecht und seinem Schweizer Landsmann van Berkelwar nur eine Frage der Zeit. Bereits nach einem knappen Drittel der Strecke auf dem Rad hatte sich dessen Vorsprung halbiert, auch Albert war zurückgefallen. Dann setzte Schildknecht zur Attacke an und schon bei Kilometer 120 war der amtierende Champion eine Minute vorne. In Lauerposition blieb der Spanier Ivan Rana. Allerdings: Noch einmal übernahm van Berkel die Führung, nachdem Schildknecht von Krämpfen geplagt wurde. Auf einmal standen wieder zwei Minuten Rückstand zu Buche.
Was allen Athleten gemein war: Sengende Hitze mit über 35 Grad Celsius machte sich über der Rennstrecke breit – eine Herausforderung für Körper und Geist gleichermaßen. Darunter litten selbst die Profis. Nach 13 Kilometern auf der Laufstrecke hatte Schildknecht den Rückstand erneut egalisiert. Nur vier Kilometer später musste van Berkel bei Kilometer 17 völlig entkräftet das Rennen aufgeben. Damit verbuchte Schildknecht plötzlich über sieben Minuten Vorsprung zum Zweiten Rana. Die letzten Kilometer wurden zum Triumphlauf: Schildknecht sicherte sich als erster Triathlet der Geschichte den siebten Sieg in Folge bei einem Rennen. Der Belgier Marino Vanhoenacker hatte zuvor sechs Mal in Folge beim IRONMAN Austria in Klagenfurt gewonnen, der Neuseeländer Cameron Brown jeweils fünf Mal in Serie und damit insgesamt zehn Mal den IRONMAN New Zealand. „Ich hatte Krämpfe, Krämpfe und noch einmal Krämpfe. Am Ende war mein Körper völlig am Limit. Ich bin überglücklich hier den siebenten Sieg feiern zu dürfen, aber es war ein ungalublich harter Arbeitstag“, bilanzierte Schildknecht.
Bester Österreicher wurde Bernhard Mackner in 09:28:19 Stunden. Der junge Österreicher gewann die Klasse M18 – 24 und platzierte sich auf Gesamtrang 16. Wir gratulieren zu der Leistung und wünschen viel Spass auf Hawaii.
Beranek triumphiert
Noch knapper ging es im Rennen der Damen her – vor allem eine ließ dabei ihr unglaubliches Talent aufblitzen. Die erst 23-jährige Schweizerin Céline Schärer lieferte eine Triathlon-Show der Extraklasse und setzte bereits im Wasser eine gewaltige Duftmarke. Nach nur 52:38 Minuten hatte sie die 3,8 Kilometer im Wasser zurückgelegt und war damit nach dem Schwimmen Gesamt-Vierte. Die junge Dame verspürte Lust auf mehr und ließ sich auch von der Aufholjagd der Kolleginnen nicht beeindrucken, obwohl sie nach knapp 50 Kilometern auf dem Rad die Führung an die Deutsche Anja Beranek abgeben musste. Beranek war allerdings anzumerken: Es ging für sie darum, sich zu rehabilitieren. Noch vor drei Wochen hatte Beranek ihr „Heimrennen“, die Frankurter Sparkasse IRONMAN Europe Championship in Frankfurt, auf der Laufstrecke abbrechen müssen. Beranek konnte fünf Minuten Vorsprung herausfahren und halten, doch Schärer ließ nicht locker. Die Vorjahressiegerin Erika Csomor hingegen mühte sich an der selektiven Radstrecke ab und hatte zeitweise mehr als 15 Minuten Rückstand.
Nach dem Wechsel in die Laufschuhe trumpfte allerdings ausgerechnet Csomor groß auf – die Ungarin arbeitete sich Platz um Platz voran Richtung Spitze. Nach 23 Kilometern auf der Laufstrecke waren aus 17 Minuten Rückstand auf Beranek plötzlich nur noch 9:30 Minuten geworden. In der Mitte hielt Schärer vier Minuten „Respektabstand“ auf Beranek. Aber: die Konstellation hielt. Beranek holte sich in Zürich den ersten IRONMAN-Sieg ihrer Karriere, Schärer durfte sich als Sensations-Zweite feiern lassen und Csomor bilanzierte vier Wochen nach ihrem Sieg in Österreich trotz Platz drei positiv: „Das Schwimmen ohne Wetsuit hat mich Zeit gekostet und am Ende waren meine Muskeln völlig verkrampft. Aber angesichts dieser Umstände freue ich mich trotzdem über Platz drei.“
IRONMAN Zürich Switzerland, powered by ewz – MEN
1. Schildknecht, Ronnie (SUI) 00:55:59 04:32:16 03:02:00 08:33:39
2. Raña, Ivan (ESP) 00:52:37 04:45:57 02:59:09 08:40:55
3. Bittner, Per (GER) 00:55:47 04:49:07 02:57:54 08:46:23
4. Kriat, Maxim (RUS) 00:55:55 04:46:59 03:01:27 08:47:54
5. Albert, Marko (EST) 00:52:18 04:52:10 03:02:11 08:50:15
6. Cyril, VIENNOT (FRA) 00:55:50 04:49:28 03:03:18 08:52:24
7. Pleše, David (SLO) 01:00:20 04:43:49 03:08:58 08:57:16
8. Schifferle, Mike (SUI) 01:02:52 04:46:15 03:07:21 09:01:13
9. Vabrousek, Petr (CZE) 01:01:16 04:56:03 03:10:15 09:12:26
10. Van De WIElle, Wim (BEL) 01:04:34 04:57:51 03:06:04 09:13:54
IRONMAN Zürich Switzerland, powered by ewz – WOMEN
1. Beranek, Anja (GER) 00:58:21 04:56:24 03:22:56 09:21:31
2. Schärer, Céline (SUI) 00:52:38 05:06:58 03:24:09 09:28:28
3. Csomor, Erika (HUN) 01:01:21 05:10:13 03:17:25 09:33:17
4. Goos, Sofie (BEL) 01:01:18 05:17:05 03:16:57 09:39:14
5. Pooley, Emma (GBR) 01:08:16 04:59:53 03:29:15 09:44:57
6. Jones, Stephanie (USA) 01:08:16 05:07:50 03:26:35 09:47:07
7. Hoschke, Rebecca (AUS) 01:08:23 05:20:10 03:15:26 09:48:14
8. Esefeld, Katrin (GER) 01:09:08 05:15:25 03:23:15 09:51:24
9. Gross, Sara (CAN) 01:01:23 05:33:59 03:16:26 09:55:48
10. Schücker, Linda (GER) 01:12:05 05:15:20 03:25:02 09:56:20