Off season – wenn ihr erwartet, dass ich einen spezifisch „triathlonlastigen“ Blog zusammenbringe – damit kann ich nicht dienen. Dafür bewegt mich die letzten 14 Tage etwas, das ich mit euch teilen muss.
Der allerallerletzte Bewerb der langen Saison war für uns Kremser Triathleten der 22. Wachaumarathon. Was nicht stimmte an dem Satz meines Artikels „Vierter seiner Altersklasse MU 20 und insgesamt 120. über die Halbmarathondistanz wurde Jan Schiebl in 1:28:44.“ möchte ich in diesem kleinen Trauerspiel nacherzählen.
Wenn ich als Suderant (oder Suderantin) eine Hauptrolle im Trauerspiel spiele, dann habe ich es in der zweiten Hauptrolle eindeutig mit einem ignoranten Schnorrer zu tun. Unter den Hobby-, Genuss- und Top-Läufern beim Wachaumarathon in Krems befanden sich offensichtlich auch Suderanten, Ignoranten und Negeranten, etc.
Es ereignete sich nämlich folgendes: Schauplatz Wachau. Die wunderschöne Wachau war heuer wie immer im Herbst der Austragungsort des 22. Wachaumarathons und zugleich Auftritt unserer Sportmannschaft. Einleitung: Durch die Online-Artikel hat unsere Sportmannschaft einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt, denn fast 14 Tage nach dem Laufbewerb erreichte folgende Email das richtige Postfach:
„Durch Zufall bin ich [der Vater des Drittplatzierten in der MU 20] über eine Ungereimtheit beim Ergebnis des Wachau Halbmarathon in der Klasse MU20 gestolpert, die ich sportlich absolut nicht in Ordnung finde. Ich [der Vater des Drittplatzierten in der MU 20] hatte nach einem Foto meines Sohnes gesucht, dabei ist mir aufgefallen das der Zweitplatzierte unmöglich unter 20 Jahre sein kann! Der in der Ergebnisliste männlich zweitplatzierte Unter-Zwanzigjährige dürfte in Wirklichkeit gar nicht gestartet sein. Bei dem Läufer mit dessen Startnummer – – – – handelt es sich um XY, der mit der Zeit von 1:27:00 in seiner richtigen Altersklasse M40 89. geworden wäre.“
W-o-o-m.
Eine Frau sieht rot.
Für welchen Verein lief der wirkliche männliche Vierziger? Yes, der hat sicher auch eine Funktion beim Verein! In Windeseile hatte ich die Telefonnummer eruiert.
Eine Mutter, die ihr Küken vor dem Adler schützt – auch wenn das Küken schon flügge geworden ist.
Was dann folgte, war, einem völlig ahnungslos-Tuenden die „Levitten zu lesen“. Ich verzeihe ihm alles. Chip vergessen, Stress mit den Kindern, Chip von einem kranken U20 Läufer genommen – alles verzeihe und verzieh ich ihm, bis zu dem Zeitpunkt, als er erzählte, seine Freunde hätten gemeint, heute wäre er aber weit vorne – Zweiter Platz! Klingeling – MacFly, anybody home?
Spätestens da hätte er mit den Veranstaltern oder der Zeitnehmung Kontakt aufnehmen müssen. Noch ein Auszug aus der email des Aufdeckers Ernst: „Mir ist es grundsätzlich egal, ob jemand mit einer fremden Nummer an einem Lauf teilnimmt. Jetzt ist mir auch klar, warum bei der Siegerehrung kein Zweitplatzierter aufgetaucht ist. Jemand mit Charakter hätte seinen Fehler eingestanden und dem Viertplatzierten seinen ehrlich erlaufenen Platz überlassen! Ich finde es extrem unfair eurem Läufer gegenüber, der damit um seinen Stockerlplatz betrogen wurde und als Vierter gewertet wurde!“
So denke ich auch, Ernsti, mir ist es auch nicht wurscht, ob jemand für einen anderen läuft – heutzutage geht das Ummelden so problemlos und kostet nicht einmal etwas. Und auch, wo es etwas kostet, wie bei einem Lauf im Prater, sind mir diese €5.- immer noch lieber als als oide Schochtl bei Zwanzigjährigen gewertet zu werden. Und auch, wenn das Chip-Vergessen gestimmt hat, dann hätte er spätestens nach einem Blick ins Endklassement reagieren müssen. Lieber Vierzigjähriger, diese Aktion war sportlich und persönlich absolut kein Kavaliersdelikt!
Nach meiner Kopfwäsche meinerseits mit dir hast du meinem Sohn zur Versöhnung viiiieeel Wein geschenkt (hat ihn gefreut, denn der Siegerwein, der von der Organisation mit einem Monat Verspätung eintrudelte, muss noch wachsen). Aber auch noch so viel Wein (er ist übrigens Teetotaler) wird ihn nicht mehr auf das Stockerl bringen. Das tut mir für ihn leid, da er eine tolle Leistung an diesem Tag erbracht hat. Und deine „Selbstanzeige“ beim Veranstalter war im Grunde keine „Selbstanzeige“, denn man kam dir auf die Schliche und du erst danach (so hoffe ich) zur Besinnung! Inzwischen bist du, lieber Vierziger, vielleicht zur Überzeugung gekommen, das never-ever-in your life zu wiederholen.
Ein bisschen erinnert mich dieses Trauerspiel an einen Waldviertelcuplauf in Waidhofen (ca. 2011), wo zwar mein Sohn nicht direkt betroffen war, aber wir mitansehen mussten, dass man nach der Siegerehrung auf einen Wertungsfehler draufkam und der Vater des Buben, der den Pokal des Drittplatzierten wieder hergeben sollte, einfach meinte. „Wos ma hot, des hot ma!“
Mein Mann nahm ihm dann schlichtweg den Pokal weg. Ja, so ist nun mal unsere Welt. Und wenn ihr jetzt glaubt, ich als Suderantin habe in dem Trauerspiel „überreagiert“, nein, so ein No-go hat mich schon immer aufgeregt und wird mich auch in Zukunft aufregen. Danke dir, Ernsti-Sherlock, für deine Nick-Knatterton-Fertigkeiten!