Im Frühjahr des Jahres 1988, während die heimische Triathlon-Szene gerade auf Trainingslager war, kam in Kärnten still und heimlich eine zukünftige Staatsmeisterin auf die Welt. Am 9. März erblickte Beatrice Weiss in Kärnten das Licht der Welt. Schnell zeigte sich, dass Weiss ein Talent im Sport hatte.
Mit fünf Jahren kam Weiss zum Schwimmverein Wörthersee und entwickelte sich seither von einer Schwimmerin zu einer Triathletin, die mit 21 Jahren auf eine sehr erfolgreiche, aber nicht immer leichte Karriere zurückblicken kann. Bereits in ihren Anfangsjahren als Schwimmerin zeichnete sich ab, dass Weiss lieber die Jägerin als die Gejagte ist. „Ich wurde bei der Kraul Staffel immer als Schlussschwimmerin eingesetzt, weil ich dann noch so richtig einen raushauen konnte.“ Ein Erfolgsgedanke war allerdings nie mit dem Schwimmen verbunden. „Vermutlich, weil ich noch zu jung war. Ich war zwar immer ehrgeizig und bin des Schwimmen wegen geschwommen. Aber an Erfolg dachte ich damals noch nicht. Das kam erst mit 12 Jahren, als ich mit ziemlich wenig Training Österreichische Meisterin im Triathlon bei den Schülern wurde.“
Schmunzeln muss Weiss, wenn sie an ihren ersten Triathlon zurückdenkt. „Das war in Pörtschach. Ich bin damals regelmäßig gelaufen und es hat mir Spaß gemacht. Mit der Freude am Laufen kam auch die Freude am Schwimmen wieder zurück. In der Zeitung war damals öfters die Triathletin Alina Hambrusch zu sehen und das wollte ich auch machen. Das Wasser war in Pörtschach damals so kalt, dass ich nach dem Startsprung keine Luft bekommen habe und den Kopf nicht unter Wasser geben konnte. Ich bin dann einen Großteil der Strecke Brust geschwommen und als letzte Athletin aus dem Wasser gestiegen.“ Weiss war damals Mitglied beim Heeressportverein Kärnten und fand Gefallen am Triathlon-Sport. „Wir waren damals eine tolle Truppe von bis zu zehn Kids und hatten sehr viel Spaß. Geordnetes Training stand damals noch nicht am Plan. Statt Intervalltraining wurde „Räuber und Gendarm“ gespielt und wir spielerisch an den Sport herangebracht.“
„Meine härtesten Jahre waren dann so mit zwölf, dreizehn Jahren. Ich war damals viel verletzt, viel Krank und habe den Spaß am Sport verloren. Ich habe nicht mehr gewusst, warum ich das ganze mache. Mit wenig Training wurde ich bei den Schülern A Österreichische Meisterin, ich darauffolgenden Jahr ging auf einmal mit viel mehr Training gar nichts mehr. Da spielte ich mit den Gedanken, aufzuhören. Aber es wäre damals viel zu leicht gewesen, denn ich habe den Sport immer noch sehr gern.“ Rückblickend fand Weiss die Ursache dafür, dass trotz mehr Training, die Erfolge ausblieben. „Ich war zu verbissen, wollte zu viel und habe alles viel zu ernst genommen. Zusammen mit der Pubertät und der Veränderung des Körpers war das damals für mich echt eine schwere Zeit.“ Ohne ihre Familie, die zu diesem Zeitpunkt ihr größter Rückhalt war, wäre es nicht möglich gewesen, gestärkt aus der Pubertät herauszugehen.
Als schnelle Schwimmer wurde die Studentin an der Alpen Adria Universität öfters beim Radfahren oder Laufen eingeholt. „Angst davor, eingeholt zu werden habe ich eigentlich keine. Ich gehe immer in ein Rennen mit dem Motto „Alles oder Nichts“. Das führte so weit, dass ich beim Radfahren regelmäßig auf den ersten Kilometer überzockte und zu schnell in das Rennen startete. Aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten und dachte „entweder es geht auf, oder nicht“.“ Fast aufgegangen wäre es Bea Weiss beim IRONMAN 70.3 Lanzarote. Als führende Dame aus dem Wasser gestiegen rechnete sie damit, auf den ersten Kilometern von Camila Pedersen oder anderen Kolleginnen überholt zu werden. „Aber es kam niemand. Ich fuhr sogar noch Zeit auf meine Mitstreiterinnen heraus. Da war ich mir dann auf der Laufstrecke vermutlich schon zu sicher, und habe den Zielkanal schon vor mir gesehen.“ Der Lauf bei der Halbdistanz dauerte allerdings länger wie 10 Kilometer, und ab diesem Zeitpunkt wurde sie noch bis Platz 5 durchgereicht.
Das Jahr 2018 stellte Beatrice Weiss vor eine sportliche Herausforderung. „Mit meinem sportlichen Jahr 2018 bin ich sehr zufrieden. Ich bin bei allen Bewerben als führende Dame aus dem Wasser gestiegen. Rückblickend betrachtet würde ich aber ein paar Dinge anders machen. Ich habe elf Rennen bestritten, was für mich ein bisschen zu viel war. Der vierte Platz bei der Challenge Portugal scheint zwar nach außen gut, aber er war es einfach nicht. Da hat es mir schon den Stecker gezogen gehabt.“ Für ihr Team stand sie bei Langdistanz-Bewerben am Start um als schnellere Schwimmerin sowohl im Wasser, aber auch auf den ersten Kilometern der Radstrecke im Fernsehen wertvolle Minuten zu bekommen. Sowohl beim IRONMAN Austria, wie auch beim IRONMAN Italy stieg sie jeweils als Führende Dame aus dem Wasser und war danach zahlreiche Minuten in der Berichterstattung zu sehen, ehe sie an der Spitze abgelöst wurde und das Rennen beendete. Im Herbst regelte sie ihre Zukunft neu und wechselte den Trainer. Mit Sebastian Zeller aus Deutschland fand sie einen Sportwissenschaftler, der Weiss ins Gewissen redete. „Valentin brauchte nicht lange, um mich davon zu überzeugen, dass der eingeschlagene Weg der falsche Weg für mich war. Ich bin noch jung und möchte meine Schwimmstärke und Spritzigkeit nutzen, um mich auf kürzeren Distanzen bis maximal zur Halbdistanz von meiner besten Seite zu zeigen. Mein neuer Trainer stellte auch den Kontakt zu einem Deutschen Triathlon Bundesliga-Team her, sodass ich heuer auch in der Bundesliga starten kann. Anfangs hatte ich drei verschiedene Saisonplanung – jetzt weiß ich aber, wo ich starten werden und freue mich auf jedes einzelne Rennen.“ Im sportlichen Umfeld wechselte Weiss nicht nur den Trainer. Die Kärntnerin verließ das Pewag Racing Team um wieder als Einzelathletin an den Start zu gehen. „Ich wollte wieder selbstständig und eigenständig entscheiden können, bei welchen Rennen ich an den Start gehe. Die Zeit im Pewag Racing Team war eine wunderschöne und ich bin dem Pewag Racing Team dankbar für diese Zeit. Wir sind wirklich zu einem tollen Team zusammengewachsenen und ich bin mit vielen Leuten aus dem Pewag Racing Team noch sehr gut befreundet. Das schöne ist, dass daraus wahre Freundschaften entstanden sind.“
Leben kann Weiss, als zweifache Triathlon Staatsmeisterin und U-23 Meisterin vom Sport allerdings nicht. „Ohne Unterstützung meiner Eltern wäre das alles nicht möglich. Ich führe einen ähnlichen Lebensstil wie Jan Frodeno in seinem Buch beschreibt. Frodeno borgte sich 500 Euro für eine Kaffeemaschine in der Erwartung, das Geld nach dem nächsten Rennen wieder zurückzahlen zu können. So ähnlich ist es bei mir auch. Glücklicherweise ist es sich bei mir bisher auch immer irgendwie ausgegangen.“
In den nächsten Jahren wird Weiss den Fokus weiter auf die Mitteldistanz legen. „Ich möchte den einen oder anderen Mitteldistanz-Bewerb gewinnen und bei der Weltmeisterschaft auf dem Podest stehen.“