trinews.at: Bei den Tagen der Wahrheit warst du sehr stark unterwegs, den Triathlon Klassiker in Obergrafendorf hast du gewonnen. Beim IRONMAN 70.3 in St. Pölten lief es nicht so ganz nach Plan. Wie siehst du deine Vorbereitung heuer für Klagenfurt?
Renko: Ich habe mir wegen St. Pölten keine grauen Haare wachsen lassen, sondern relativ bald wieder mit der harten Arbeit weitergemacht. Rückblickend ist damals rund um den Wettkampf einfach zuviel dazwischengekommen und beim Schwimmen hatte ich nicht genug gekämpft. Damit war der Zug nach 1,9 km bereits wieder abgefahren.
trinews.at: In St. Pölten hattest du über Atembeschwerden geklagt. Weißt du, woher die kamen? Du hast ja einige Tests nach dem Wettkampf machen lassen.
Renko: Exakt weiß ich es noch nicht, meine Ärztin hält „vocal cord disease“ für möglich. Ich habe einen einfachen Lungentest sowie div. Bluttests und einen Herzultraschall machen lassen. Allergie oder Asthma sind eher unwahrscheinlich, aber Genaueres werde ich erst wissen, wenn ich tiefergehende Untersuchungen über mich ergehen lasse – das wollte ich vor Kärnten aber nicht. Unwissenheit ist auch ein Segen.
trinews.at: Bei den Staatsmeisterschaften über die Olympische Distanz hast du den Bewerb nach deinen Worten bereits beim Schwimmen verloren. In den Wintermonaten hast du in Australien intensiv an deiner Schwimmform gearbeitet. Woran liegt es, dass du bei der Auftaktdisziplin noch nicht ganz vorne mit aus dem Wasser steigst?
Renko: Naja, im Wasser verloren hatte ich eher das Rennen in St. Pölten. Bei der Meisterschaft stand ich am Ende der zweiten harten Belastungswoche für Kärnten und war schon die ganze Woche komplett paniert. Auch das Training in der Hoch-Form Höhenkammer geht zusätzlich an die Substanz. Unterm Strich habe ich in allen drei Disziplinen unter meiner normalen Leistungsfähigkeit agiert. Ich denke aber auch, dass niemand sonst in den letzten drei Tagen vor einer Staatsmeisterschaft harte 2.000er Intervalle und einen progressiven Zweistünder läuft, oder 5×10 min K3 Intervalle in der Höhenkammer fährt. Ich persönlich wollte schon gut performen, aber mit dem viel wichtigeren Ironman vor der Tür hat mein Trainer Dieter Simon keine Rücksicht darauf genommen. Im Nachhinein war es sicher gut so, man kann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Australien war eine tolle Trainingserfahrung, und ich habe mich im Schwimmen auch verbessert. Aber wenn ich richtig paniert bin, merke ich es als Erstes im Wasser.
trinews.at: Du hast heuer dein Augenmerk auch auf die Spritzigkeit gelegt. Wie verträgt sich das kurze intensive Training mit dem Langdistanztraining?
Renko: Super! Ich denke, dass man sich – egal ob Lang- oder Kurzdistanz – im Training richtig fordern muss. Stundenlanges Herumnudeln im Tullnerfeld macht nicht stark. Ich mache keine zermürbenden Long-Joggs mit 3 h mehr, stattdessen lieber einen zweistündigen Lauf mit 4:20 Schnitt, und die letzte halbe Stunde steigere ich den Schnitt alle 10 min um 10 Sek./km. Und noch was: Viele, vor allem Hobbysportler, fahren immer einen Einheitsbrei: Zu schnell für echte Grundlage, aber zu langsam, um wirklich schnell zu sein. Ich mache mein Grundlagentraining bewusst sehr locker, dafür scheue ich bei Intervallen auch keine Intensität. Wer den Tausender motorisch nicht schneller als in 3:30/km rennen kann, wird einen Ironman-Marathon nicht mit 4:00/km Schnitt laufen. Durch die harten 1.000 und 2.000 m Intervalle hat sich mein Laufstil verbessert. Ich bin ökonomischer geworden. In St. Pölten bin ich die ersten 10 km noch mit 3:30/km gelaufen, ehe die Bronchien zugemacht haben. Wie es auf der Langdistanz aussieht, werden wir sehen.
trinews.at: Mit welchen Erwartungen gehst du heuer an den Start?
Renko: Klar, die letzten beiden Resultate sind nicht respekteinflößend. Umso mehr werde ich für mich um Bestätigung meiner Mühen kämpfen. Ich bin in allen Disziplinen gut drauf. Eine Woche vor dem Rennen bin ich beispielsweise meine 3×8 min Radintervalle mit 290 W gefahren – auf 3.900 m Seehöhe! Ich werde sicher keine Geschenke verteilen.
trinews.at: 14 Tage nach dem IRONMAN gehen die Österreichischen Staatsmeisterschaften über die Mitteldistanz, die du im Vorjahr gewinnen konntest, über die Bühne. Nicht gerade ein idealer Zeitpunkt für die Ausdauerelite in Österreich. Wie stehen deine Chancen auf eine Titelverteidigung?
Renko: Gut, klarerweise. Der Zeitpunkt ist natürlich alles andere als ideal, und ich frage mich schon, welches Kalkül dahinter steht, eine MD-Meisterschaft zwei Wochen nach jenem Rennen auszutragen, welches für die MD-/LD-Profiszene am wichtigsten ist und welches einen enormen Regenerationsbedarf mit sich bringt. Ich denke, dass ich körperlich wieder einigermaßen drauf sein werde, wenn ich mich in Klagenfurt nicht verletze. Schwieriger wird es eher auf mentaler Ebene: Wenn die Qualen wieder einschießen, darf ich nicht nachgeben und mich von negativen Gefühlen bremsen lassen.
trinews.at: Der IRONMAN Hawaii. Mit den aktuellen Qualifikationsregeln für dich ein Thema, oder ist das Thema mit dem „Kona Pro Ranking“ erledigt?
Renko: Heuer ist Hawaii kein Thema für mich. Es hat für mich keinen Sinn, einen Großteil meines Budgets für Reisen zu fernen Rennen zu verprassen, um dann in Kona meinen fünften Ironman im Jahr zu machen. Selbst wenn ich dann 25. Werde, kann ich mir nichts davon kaufen. Und wenn ich das zwei Jahre so spielte, wäre ich auch körperlich komplett ausgebrannt. Jetzt muss ich erst einmal in der Lage sein, einen normalen Ironman zu gewinnen. Dann kann man wieder nach Kona schauen.
Word Rap:
Was ist das Erste, was du nach dem Aufstehen brauchst?
Einen Kuss von meiner Freundin.
Was findet man im Kühlschrank immer bei dir?
Bier, Milch und Eier. Alles verheerend, wenn man es gerade braucht und nicht mehr daheim hat. Neben dem Kühlschrank: Nutella.
Was hast du auf deinem Nachttisch?
Mein Handy(-wecker) – unter der Woche stehe ich um 5:15 zum Schwimmtraining auf.
Ein Buch auch vielleicht und welches derzeit?
Nein, im Bett macht man andere Dinge.
Wie relaxt du am Liebsten?
Nach dem Schwimmtraining am Morgen mit Kumpels auf ein McDoof-Frühstück und dann volley ins Bett.
Wo fühlst du dich am meisten zu Hause?
Auf meinem Simplon Mr. T. Ganz ehrlich, wenn man dauernd unterwegs ist, ist es schön eine Konstante zu haben, die einen erinnert, warum man das alles tut.
Was ist deine Vorstellung vom perfekten Glück?
Mit meiner Liebsten gesund und frei von Geldsorgen zusammen zu leben.
Wovon bekommst du Gänsehaut?
Maria Fekter und zu langen Intervallpausen im Freibecken.
Wovon kannst du nicht genug kriegen?
Nutella. Das Zeug ist wie Crack.
In welchem Geschäft wirst du schwach?
Einem Oakley-Store.
In welchem Film hättest du selbst gern mitgespielt?
Fight Club.
Die erste CD, die du dir gekauft hast?
Top of ’94, ein Sampler. Darauf war “I Like To Move It”. Zahlreiche Sommerabende saßen meine Kumpels und ich auf Ibiza auf der Straße und spielten das Lied am Ghettoblaster in der Endlosschleife.
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