Der 14. IRONMAN Austria hat Geschichte geschrieben: Mit über 35 Grad wurden am Wettkampftag die höchsten jemals gemessenen Temperaturen erreicht. Ein Sonntag, der nicht nur den Athleten, sondern auch Zuschauern und Organisatoren alles abverlangte. Damen-Siegerin Linsey Corbin (USA, 9:09:58) fasste es in einen einzigen kurzen Satz: „Dieses Rennen war das härteste meiner gesamten Karriere.“ Ein Testat, das Herren-Sieger Faris Al-Sultan (GER, 8:11:31) nur bestätigen konnte: „Das war unglaublich. Das war nicht normal.“
Was sich draußen auf der Strecke über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen abgespielt hatte, war in der Tat außergewöhnlich. Ohne Neopren-Anzug, der über 25 Grad warme Wörthersee hatte das Neopren-Verbot vor dem Wettkampf notwendig gemacht, traten die rund 2400 Athleten ausschließlich in Badeanzug bzw. Badehose an. Ein Umstand, der Al-Sultan offenbar entgegenkam. Auch wenn sich der Ungar Adam Molnar und der Brite Philip Graves zuerst im Schwimmen leicht absetzen konnte, hielt Al-Sultan stets den Kontakt zur Spitze. Am Rad arbeitete sich der Deutsche stetig an Graves heran. Al-Sultan, regierender IRONMAN-Europameister, agierte allerdings ungewohnt taktisch und vermied zu grobe Attacken. Erst bei Kilometer drei auf der Laufstrecke schnappte die Graves gestellte Tempo-Falle zu. Der Brite wurde auf den ersten Laufkilometern gnadenlos nach hinten durchgereicht und spielte bei der Entscheidung um den Titel keine Rolle mehr. In der Folge hielt Al-Sultan seine Verfolger Daniel Fontana (ITA, 8:20:37) und Pedro Gomes (POR, 8:26:31) klug in Schach und sicherte sich bei seiner Klagenfurt-Premiere den Sieg.
Bei den Damen dominierte Corbin das Rennen erwartungsgemäß, spürte aber den heißen Atem der Verfolgerin und späteren Zweiten Erika Csomor (9:12:09) ständig im Nacken: „Ich habe mir immer gedacht, gleich hat sie mich. Gleich wird sie an mir vorbeilaufen.“ Doch Corbin rettete den Vorsprung ins Ziel: „Ich hatte überall Krämpfe, aber es war ein unglaubliches Rennen. Unglaublich fordernd, unglaublich schön. Ich verspreche: Ich komme wieder.“ Den größten Applaus bei den Damen bekam aber vor allem die rot-weiß-rote Athletin Michael Rudolf (9:44:37), die mit einem Kraftakt noch den Sprung auf das Podest schaffte. Die Niederösterreicherin, die erst im Mai beim IRONMAN 70.3 in St. Pölten ihr Debüt als Profi gegeben hatte, kämpfte sich auf dem Rad nach vorne. Zuvor war Rudolf als Siebente aus dem Wasser gekommen. „Ich bin überglücklich, das ist ein besonderer Moment für mich„, sagte die strahlende Österreicherin.
Corbin selbst stand ab 22 Uhr an der Finishline, tanzte zu den Klängen der Ö3 Party und verteilte zahlreiche Finisher Medaillen an die Athleten.
Der beste Österreicher, Franz Höfer (8:28:41), gab sich – konstitutionsbedingt – wortkarg. Der Salzburger, der als Vierter die Ziellinie des IRONMAN Austria 2012 überquerte, kollabierte daraufhin im Zielbereich und musste medizinisch versorgt werden. Bereits nach wenigen Minuten gab das medizinische Personal des IRONMAN Austria allerdings Entwarnung: „Er war einfach völlig entkräftet“, sagte Rennarzt Dr. Gottfried Mauhart. Nachsatz: „Alles ok, er hat sich dann auch relativ schnell erholt.“
Stefan Petschnig, Executive Manager der WTC für Europa und Südafrika zog eine erste Bilanz: „Der IRONMAN 2012 war sicher ein Rennen der Extreme. Jeder einzelne Athlet verdient Respekt, härtere Bedingungen sind eigentlich fast nicht mehr denkbar. Ich bin aber auch stolz auf unser Team und insbesondere die freiwilligen Helfer, die der Hitze getrotzt haben. Auch sie haben eisernen Willen gezeigt. Das macht dieses Rennen eigentlich auch aus.“ Dieser Dank gilt allerdings auch der vorbidlichen Organisation. Kurzfristig wurden an zwei Labestellen Eis herangekarrt um die Athleten kühlen zu können. Zahlreiche Hausbesitzer entlang der Strecke stellten Rasensprenkler auf der Strecke auf, um für etwas Abkühlung zu sorgen.
Zusätzlich zu den regulären Startern standen auch die „Licht ins Dunkel“- bzw. Stiegl-Staffeln am Start. Beide Formationen beendeten das Rennen trotz brütender Hitze erfolgreich: „Es war schon in der Staffel ein unglaublich hartes Rennen. Wir können uns kaum vorstellen, was diese Athleten, die einzeln gestartet sind, da draußen auf der Rennstrecke mitmachen mussten„, hieß es von den Staffelteilnehmern.