Wir schreiben den 1. Mai 2010: Bei Erstaustragung des IRONMAN St. George steht ein gewisser Michael Weiss aus Gumpoldskirchen an der Startlinie. Dieses Rennen hat eine enorme emotionale Bedeutung für ihn. In der Früh herrschen eisige Temperaturen, am Rad sind sogar Ärmlinge erforderlich. Doch zum Ende hin wird es hitzig und Weiss feiert seinen ersten IRONMAN Sieg.
Er erinnert sich aber auch gerne an seinen letzten Start in St. George beim 70.3 2018 zurück, wo er mit Platz 3 und bester Laufzeit eine weitere Topplatzierung hinter Lionel Sanders und Sebastian Kienle einfahren konnte.
Zurück im Jetzt
Weiss plagten vor dem 70.3 Oceanside Zahnprobleme. Das Rennen lief suboptimal, weswegen er in Colorado Springs seinen altbekannten Zahnarzt aussuchte. Das Resultat: Eine Zahn-OP vom Kieferchirurgen war erforderlich. Ihm wurde ein Backenzahn gerissen und seitdem geht es wieder bergauf.
Das Training in der Höhe von Colorado war für Weiss jahrelang der normale Alltag und dieses Mal konnte er zwei Wochen in Colorado Springs super trainieren. Auch der Familienbesuch von seiner zukünftigen Frau Chrissie und den beiden Kids Maya und Lola war eine Bereicherung, gekrönt von einem gemeinsamen Osterfest.
Eine WM-würdige Strecke
Weiss reiste gleichzeitig mit seiner Family ab und unternahm einen Kurztrip nach St. George. Auf dem Programm standen die Besichtigung der Schwimm-, Rad- und Laufstrecke.
Nach einem hügeligen Beginn geht es vorbei an St. George Downtown bis zum Old Highway über 90 Kilometer sukzessiv die ersten 1000 Höhenmeter hinauf, ohne dass man es richtig merkt. Auch der veraltete Straßenbelag macht die Bedingungen nicht einfacher.
Gefolgt von einer exponierten langen Abfahrt, wo starke Windböen eintreten können, geht es in den Nationalpark Snow Canyon, der mit seinen roten Felsen eine perfekte Fotokulisse liefert – der dortige Anstieg ist Weiss “wie auf den Leib geschneidert,” wie er selbst sagt. Zahlreiche Höhenmeter nach 160 Kilometern auf dem Bike
Die Laufstrecke: “Einfach erklärt, aber anspruchsvoll mit vielen Höhenmetern geht es zweimal out and back. Auf 60% der Strecke heißt es, Neuland zu erkunden,” so Weiss
Eine Besonderheit dieser WM: Es wird zwei verschiedene Wechselzonen geben, einmal beim Schwimmausstieg und einmal in St. George Downtown.
Herausfordernde klimatische Verhältnisse
Der höchste WM-Punkt in Vejo befindet sich auf 1450m Seehöhe. In Utah ist die Luft sehr trocken, allerdings kann es im Wüstenklima zu sehr warmen Bedingungen kommen. In St. George hat Weiss schon alles erlebt. Neben moderaten Temperaturen in der Früh, Hitze ab dem frühen Nachmittag bis in den Abend, kann auch der Wind dort immer ein entscheidender Faktor werden.
Von Temperaturen zwischen 10-30 Grad ist alles möglich. Schlechtes Wetter gibt es selten, aber wenn, dann kann es richtig krachen – St. George ist anders und nicht mit dem mystischen WM-Ort Kona zu vergleichen.
WM Facts: Es werden acht Pro Slot für die WM im Herbst in Kona vergeben. Das heißt jedoch nicht, dass die besten acht Athleten diese einnehmen, da aufgrund einiger bereits qualifizierter Athleten viele Rolldowns (Weitergabe des Slots an den Nächstbesten) erwartet werden.
Die Rennaussichten
Die Bedingungen vor Ort liegen Weiss jedenfalls. Trotz vieler Ausfälle (Jan Frodeno, Patrick Lange, Javier Gomez etc.) ist das Rennen sehr stark besetzt. Als Topfavoriten stehen Sebastian Kienle, Lionel Sanders, Sam Long sowie die schnellen Norweger Gustav Iden und Kristian Blummenfelt hoch im Kurs.
Für Weiss ist das Ziel ganz klar. Wie bei jeder WM möchte er die Top10 erreichen. Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein, da die Vorbereitungen auf der Höhe sehr gut gelaufen sind, Weiss stets auf Altbewährtes zurückgegriffen und sein Standardprogramm abgespult hat. Ganz nach dem Motto: Never change a running system!
“St. George – here comes the Boom!” so Weiss.