Aktuell sorgt in der Österreichischen Triathlon und Lauf- Szene die Teilnahme von Transgender Frauen für eine Initiative für „fairen Frauensport“.
Gerade im Age Group und Hobby Bereich gibt es hier immer wieder Gesprächsbedarf. Frauen fühlen sich benachteiligt, wenn biologische Männer an ihnen vorbeilaufen und in der Damenwertung Podestplätze belegen.
Hierzu wurde der ÖTRV mit aktuellen Fragen konfrontiert:
„Sehr geehrter Herr Präsident Zettinig!
Sehr geehrtes ÖTRV-Präsidium!
Kurz zu meiner Person: Ich bin 51 Jahre alt und habe vor zwei Jahren meinen ersten Triathlon absolviert. Mir bereitet der Sport große Freude. In diesem Jahr trat erstmals eine Transgender-Frau in meiner Altersklasse auf den dritten Platz – vor anderen Athletinnen, die sich ebenfalls intensiv vorbereitet haben. Dies führt bei mir zu der Frage, wie wir im Triathlon Fairness und Chancengleichheit sicherstellen können.
Eine aktuelle Studie im British Journal of Sports Medicine zeigt, dass Transfrauen in Ausdauersportarten weiterhin biologisch bedingte Vorteile haben, selbst wenn ihre Testosteronwerte gesenkt wurden. Die Unterschiede in Muskelmasse, Skelettstruktur und Ausdauerleistung bleiben bestehen, was zu einem Vorteil in Disziplinen wie dem Triathlon führt, selbst nach einer Hormonbehandlung.
(https://bjsm.bmj.com/content/55/11/577#ref-21)
Testosteronwerte sind bei jeder Frau individuell unterschiedlich, während bei Transfrauen ein Schwellenwert lt. meiner Recherche von 2,5 nmol/l festgelegt wurde. Dieser Wert liegt über den tatsächlichen Testosteronwerten vieler biologischer Frauen. Mein eigener Testosteronwert lag im vergangenen Jahr weit (!) darunter (siehe Quelle: https://www.hormonspezialisten.de/sexualhormone/testosteron/ ).
Im Hinblick auf diese Tatsache ist es auch bemerkenswert, dass ich bei einem Testosteronwert von 2,5 nmol/l gemäß den Regeln von Nada Austria wahrscheinlich als „gedopt“ gelten würde, weil dies zu den exogen zugeführten Substanzen zählen würde. Ich habe diesbezüglich auch eine Anfrage an medizin@nada-austria.at gestellt.
Soziale und gesellschaftliche Dimensionen bringen finanzielle Herausforderungen und Belastungen mit sich, die besonders für Frauen im Triathlon eine große Rolle spielen. Triathlon ist ein teurer Sport – von der Anschaffung der Ausrüstung über Training bis hin zu den Reisekosten. Die Vereinbarkeit von Familie und/oder Beruf und Sport stellt für viele eine große Herausforderung dar, aber besonders für Mütter ist dieser Balanceakt oft besonders schwierig. Aber für jede Frau – sei es als Mutter, Berufstätige oder junge Sportlerin – ist es ein Kraftakt, alles unter einen Hut zu bekommen. Sie sollen nun verstehen, dass sie von Transfrauen besiegt werden dürfen, die nicht diese täglichen Herausforderungen haben und dennoch auf den Frauen-Siegerrängen stehen.“
Es ist eine besorgniserregende Vorstellung, dass biologische Frauen den Wettkampf aufgeben, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Bemühungen, egal wie hart sie sich anstrengen, nicht ausreichen. Ihre Leistungen bleiben oft trotz intensiven Trainings hinter denen von Transgender-Frauen zurück. Man nimmt ihnen die sportliche und soziale Sichtbarkeit.
Seit den frühen 1980er Jahren durften Frauen offiziell in den Männersport und Ausdauerwettkämpfe integriert werden – ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung. Doch die aktuelle Entwicklung, dass biologische Männer nun in den Frauenwettkampf integriert werden und möglicherweise die Platzierungen von biologischen Frauen verdrängen, ist sicher nicht im Sinne der ursprünglichen Intentionen der Inklusion.
Es braucht in der heutigen Zeit einen mutigen ÖTRV, der die bestehenden Regelungen zur Teilnahme von Transgender-Frauen im Wettkampf prüft.
Eine eigene Transgender-Kategorie könnte dazu beitragen, Chancengleichheit und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Dies könnte zwar zu kleineren Teilnehmerfeldern führen, ähnliches ist aber auch in höheren Altersklassen bereits der Fall, wo ebenfalls nur wenige Athletinnen – trotzdem freudig – teilnehmen.
Dadurch würde auch eine wichtige Botschaft des Sports vermittelt: Es ist der gesellschaftliche Auftrag des ÖTRV, die sozialen Rahmenbedingungen aller Athleten zu berücksichtigen, ohne dabei beide benachteiligte Gruppen im Wettbewerb gegeneinander auszuspielen.
TriWomen und ähnliche Initiativen sind wertvolle Schritte, um den Sport für Frauen zu öffnen, sollten jedoch so gestaltet werden, dass, falls sie in den Triathlon-Wettkampf eintreten, dies unter fairen und gerechten Bedingungen für alle Beteiligten möglich ist.
Ich bitte den ÖTRV, die bestehenden Regelungen zur Teilnahme von Transgender-Frauen im Wettkampf eingehend zu prüfen und zu überlegen, wie Chancengleichheit für alle Athletinnen und Athleten sichergestellt werden kann.
Für ein sportliches Miteinander, Fairness und Inklusion zeichnet
mit besten Grüßen
Nina P.“
Mit einiger Verzögerung antwortete Pressesprecher Christian Troll auf die Anfrage:
“Geschätzte Frau P,
Aktuell laufen bei unserem übergeordneten Verband „World Triathlon“ intensive Diskussionen wie diese Thematik weiterhin in das Regelwerk der Weltverbandes bestmöglich eingearbeitet werden kann. Dies in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Olympischen Comitee.
Die neuen „Competition Rules“ von World Triathlon werden voraussichtlich Ende Jänner 2025 ausgerollt. Danach können auch wir die entsprechend international für unsere Sportart vorgegebene Regulierung in unsere nationale Regelumsetzung inkludieren.
Wir ersuchen Sie bis dahin noch um ein wenig Geduld und werden uns im ersten Quartal 2025 bei Ihnen mit konkreteren Details melden“.
Sollten bis dahin weitere Fragen auftauchen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung,
Mit freundlichen Grüßen!“