Das große Ziel, der Sieg beim legendären Ironman auf Hawaii, schien in greifbarer Nähe, doch blieben die guten Ergebnisse über die Langdistanz für den 34-Jährigen, der über Jahre die Mitteldistanz dominiert hat, aus.
Im Interview mit der Fachzeitschrift triathlon bekennt Michael Raelert, zu viel von sich erwartet zu haben: „Es stimmt, ich habe den Mund relativ voll genommen. Aber ich glaube, hätte ich das nicht getan, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Klar, man wird immer an Resultaten gemessen. Und das, was ich mir damals vorgenommen habe, ist bisher nicht zu einem Prozent umgesetzt. Ich habe die Langdistanz gnadenlos unterschätzt. Ich dachte, wenn ich das eine kann, kann ich es auch mal zwei – ziemlich naiv.“
Dieses „besonders schwere Jahr“, wie Michael Raelert es selbst beschreibt, hat den Triathleten auf eine harte Probe gestellt:
„Klar kommt der Punkt, an dem man alles in Frage stellt und man nicht weiß, ob es noch Sinn hat. Besonders, wenn einem einige sogar ins Gewissen reden, dass es vielleicht besser wäre, zu akzeptieren, den Sport nicht mehr in der gewohnten Form und mit dem Anspruch machen zu können. Letztlich war mein Ego aber offenbar stärker als die Selbstzweifel, es hat mich zum Weitermachen motiviert.“
Der Triathlonprofi ist in dieser schwierigen Zeit, die zudem von Verletzungen und Radstürzen geprägt war, gereift, wie auch seine imposante Siegesserie in der zweiten Hälfte des Triathlonjahres 2014 gezeigt hat. Und sein großes Ziel hat Michael Raelert dabei nicht aus den Augen verloren: „Nach wie vor bin ich der Meinung, dass ich das Potenzial habe, auf der Langstrecke hervorragende Leistungen, hoffentlich sogar bessere als auf der Mitteldistanz, zu zeigen. Meinen Traum vom Hawaii-Sieg habe ich nicht aufgegeben – im Gegenteil: Er motiviert mich jeden Tag, dafür mache ich den Sport.“