Es wäre nicht Sebastian Kienle, wenn er sein Buch Projekt nicht ebenso offen mit den Lesern beschreibt, wie er sein ganzes Profi Leben offen gelebt habt. „Vom Underdog zum Weltmeister“ im Triathlon – und auch als Buchverleger? Auf Linkedin gibt Kienle einen Einblick hinter die Kulissen – aus Sicht des Unternehmers.
Wir haben noch ein paar seiner Bücher bei uns in Österreich im Lager. Hier könnt ihr euch eines der letzten Exemplare sichern.
Teil 1
Wie quasi alle Projekte hat es länger gedauert und wurde teurer…
Im Sommer 2020 hatten wir Anfragen von Verlagen. Deren Plan war das Buch schon für das Weihnachtsgeschäft 2020 fertig zu haben. Wir fühlten uns geehrt, doch das Ganze gestaltete sich, v.a. aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht schwierig und wir verfolgten das Projekt „Buch“ zunächst nicht weiter.
Als wir beschlossen hatten das Buchprojekt in Eigenregie umzusetzen, war der Plan es zu Weihnachten 2021 auf den Markt zu bringen. Daraus wurde nichts weil noch Bildrechte fehlten, das Layout noch nicht fertig war, keine Druckerei gefunden war. Zudem gab es erfreuliche Gründe für die Verzögerung. Die Geburt unseres Sohns. Da es vor allem das Projekt meiner Frau war und auch sein sollte, war klar, dass die Prioritäten anders gelagert (an dieser Stelle einen riesen Respekt an alle Frauen, die trotz Säugling arbeiten) sind und wir hatten ja auch keinen Druck. In Druck gingen wir dann tatsächlich erst im November 2022. Natürlich sind in den zwei Jahren die Preise explodiert (v.a. der Papierpreis ist in Folge der Energiekrise um über 30% gestiegen) und die ursprüngliche Kalkulation war Makulatur.
Hier mal eine grobe Aufstellung (inkl. USt) für 4k gedruckte Exemplare:
Druckkosten: ca. 29k Euro
Bildrechte: ca. 3.5k Euro
Layout, Lektorat: ca. 10k Euro
Der Verkaufspreis ist 23 Euro inkl. MwSt. An den Buchhandel verkaufen wir für 17 Euro, zzgl 7% MwSt.
Die Preisfindung war natürlich kein leichtes Thema. Bei Versandkosten von 2,25 Euro stellen wir dem Buchhandel eine Rechnung von 20,24 Euro, so erreicht einen natürlich die eine oder andere nicht mehr ganz so freundliche Mail seitens des Buchhandels. Im Gegensatz zu anderen Autoren haben wir mit der Homepage und sehr hoher Reichweite in der Zielgruppe einen sehr starken eigenen Vertriebskanal. So gesehen ist es eher dem Grund geschuldet , dass wir niemand ausschließen wollten, der nicht online bestellen will oder kann. Wir verlieren bei Verkauf über den Buchhandel gut 50% unserer Marge. Dazu habe ich den Versand an den Handel selbst gemacht. Zwei E-Mails, eine Rechnung, Etiketten & Versandmaterial. Da ist das ganze dann schon Liebhaberei. Über unseren eigenen Kanal verkaufen wir 90% aller Bücher. Meine Frau hat den Web-Shop gebaut, die Bezahllösungen eingerichtet und SEO-Maßnahmen vorgenommen. Heutzutage kein Hexenwerk mehr, wären da nicht noch die ganzen rechtlichen Aspekte, die es zu beachten gilt. Dazu ein paar Veranstaltungen, die wir entweder Lokal mit einem Buchhändler oder auf drei Veranstaltungen gemacht haben.
Richtig “lustig” wird’s im zweiten Teil: wie wir z.B. an den drei Tagen vor Weihnachten über 280 “Entschuldigunsmails” schreiben mussten & 200 Rückläufer vor der Haustüre hatten
Das Buch kann man noch kaufen (aber nicht mehr lange, eine zweite Auflage werden wir nicht machen.)
Teil 2
Der Versand war von Anfang an das Problem. Um den BÜWA-Versand der Post zu nutzen, darf das Paket nicht schwerer als 1kg sein. Wir mussten deswegen das Buch im Format verkleinern, weil es sonst zu schwer geworden wäre. Beim Versand von zwei Büchern mussten wir mehrfach etwas an der Verpackung wegschneiden weil diese 2-4 Gramm zu schwer war und die Post das so nicht annehmen wollte (Die Dame an der Annahmestelle war jedoch begeistert als ich sie nach einem Messer fragte 😀). Auch minimalste Abweichungen im Format gehen zurück. Anfangs war ich optimistisch den Versand selbst zu machen. Nachdem klar war, wie 8 Euro-Paletten mit Büchern aussehen und wir die Bestellmengen nicht kalkulieren konnten, war klar, dass wir einen Logistik-Dienstleister brauchen. Zum Glück haben wir jemanden in der Nähe gefunden, der sehr kompetent wirkte. Der große Vorteil lag auch darin, dass wir jederzeit für Events Bücher aus dem Lager holen konnten.
Leider tauchten dann doch einige Probleme auf. Am Anfang gingen Bestellungen teilweise fünf Tage nach der Daten-Übermittelung in den Versand. Ich schätze das Bestellvolumen war auch recht hoch. Nicht gerade optimal vor Weihnachten, wenn die Post vor allem bei BÜWA Sendungen (die Priorität C haben) auch länger braucht. Da unsere Adresse als Versandadresse angegeben ist, hatten wir bald die ersten Rückläufer im Briefkasten. Einige Pakete wurden gar nicht frankiert, bei anderen hatte der Kunde eine falsche Adresse angegeben. Alle Pakete wurden mit Briefmarken frankiert was mir fast wie eine AbM vorkommt… Dann häuften sich vor Weihnachten die Beschwerden. Meine Frau war auf einmal 2-3 Stunden am Tag damit beschäftigt Kundenbeschwerden zu bearbeiten. Am Schluss mehr als 280 E-Mails. Es zeichnete sich ein Muster ab. Fast alles Kunden, die zwischen 9.12 und 13.12 bestellt hatten. Als am 22.12. vier Bücher zurück kamen, die alle nach Jüchen adressiert waren, kam meiner Frau ein Verdacht. Tatsächlich gab es die Straßen in Jüchen, die Kunden hatten jedoch ganz andere Städte in Ihrer Versandadresse angegeben. Nach mehrmaliger Rückfrage bestätigte sich schließlich die Befürchtung. Mehr als 300 Bücher wurden zwar an die richtigen Kunden und die richtigen Straßen versendet, jedoch alle nach Jüchen. Man kann sich wohl zurecht fragen, wie so etwas geschehen kann.
Jedenfalls haben wir Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag zig Video-Botschaften aufgenommen, um die Kunden zumindest etwas zu entschädigen.
Zumindest arbeitet unser Logistik Partner weiter kooperativ mit uns zusammen und versucht den Schaden zu beheben.
Inzwischen machen wir den Versand selbst und ich stelle fest, so eine Tätigkeit hat auch was angenehmes. Hier und da küsse ich ein Buch bevor es in den Versand geht 😜