Triathleten gibt es viele. Triathletinnen auch genug. Triathletinnen, die mit diesem Sport anfingen, als ihre vier Kinder im Alter von 7, 11, 13 und 15 waren, wenige. Doch zuerst war ich Läuferin. Mein erster Halbmarathon: Als ich beim Wachaumarathon beim Steinertor in Krems auf die Uhr blicke, war meine einzige Sorge, zu früh anzukommen, doch bald darüber erleichtert, kein Mittagessen mehr kochen zu müssen. Das waren die kleinen Siege – die sonst unabkömmliche Mama plötzlich nicht verfügbar. Herrlich!

Auch bei meinen ersten Triathlons mit Startzeit zu Mittag dachte ich mir, was würdest du jetzt zu Hause machen – kochen! – und tausche meine Mutterrolle mit einem Venue, wo du angefeuert wirst, als seist du wichtig.
Über „Triathlon“ (das von vielen mit anderen „-thons“- verwechselt wird) erfuhr ich das Erstemal, als Mitglieder eines Vereins – Freunde meiner Arbeitskollegin – bei einer unserer abendlichen Abendgestaltungen dabei waren und sich stundenlang über das Radfahren, Schwimmen und Laufen unterhalten konnten. Auf die Frage, was ich die letzten Jahre gemacht habe, antwortete ich „dauerschwanger“. Doch ein Jahr später hatte ich das Laufen für mich entdeckt. Das ausschließlich „Muttersein“ wurde durch Lauftrainings optimiert. Endlich hatte ich eine Sportart für mich entdeckt, bei der ich nicht Handlanger von jemandem anderen sein musste. In letzteres hatte ich nur kurz hineingeschnuppert und sofort entdeckt, „Das passt mir gar nicht!“ Noch heute ermuntere ich jede Frau, die ich beim Zumachen des Neopren ihres Partners beobachte, sie möge doch selbst diesen Sport einmal testen.
Und trotzdem – irgendwie hatten die Triathlonerzählungen von damals Faszination bei mir bewirkt und ich behielt das Wort „Triathlon“ im Hinterkopf. 9 Jahre später – Kind Nummer drei war schon 9 Jahre alt, nahm mein einziger Sohn an einem Kinder-Triathlon teil. Obwohl er im Laufen trainiert war, ließ er sich – die Ziellinie passiert – ins Gras fallen und stöhnte, „Ich bin tot!“ Jede wäre sofort ihrem Sprössling zu Hilfe geeilt – ich dachte mir nur, „Das muss ein geiler Sport sein, der dich so fordert, dass du am Schluss glaubst, tot zu sein!“

Nach meinem Marathon (dem einzigen) waren meine Beine kaputt und ich lief gar nicht mehr und konzentrierte mich auf das Schwimmen. Ein halbes Jahr später kaufte ich mir mein erstes Rennrad. Dass ich im Radfahren eine Spätberufene bin, davon zeugen meine Unfälle. Aber das ist eine andere Geschichte.
Irgendwann war meine läuferische Karriere zu Ende. Meistens wird eine deiner Aktivitäten durch etwas Besseres abgelöst. Das Laufen wurde zu drei Sportarten ausgeweitet und auch die Abwesenheit von den Kindern und Zuhause nahm zu. Mittlerweile beginne ich meine 7. Triathlonsaison. Unsere vier Kinder sind alle sportliche Jugendliche geworden, insofern hat unser Vorbild Wirkung gezeigt. Irgendwann dazwischen, als die zweitälteste Tochter das läuferische Handtuch warf, war ich tief traurig. Durch das Übertraining, in dem sie sich befand, habe ich gelernt, mein Trainingspensum abzuschätzen und meinem Trainingsumfang abzustecken. Als ihre Karriere dem Ende zuging, merkte ich schon, dass sie sich immer mehr mit unseren sportlichen Erfolgen zu identifizieren begann. An dem Tag, wo sie meinte, das Laufen sei vorbei, heulte ich Rotz und Wasser. Zugleich wurde mir auch bewusst, dass du deine Träume selbst erfüllen musst und dass es kein Kind auf der Erde geben wird, das dir dies abnimmt.
Jede Mutter ist das Wichtigste für ihren kleinen Sprössling. Aber irgendwann, wenn du wieder mehr als Ehefrau oder Mutter wahrgenommen werden willst, brauchst du kein schlechtes Gewissen haben. Irgendwann sehnst du dich danach, dass aus der Handtasche nicht zuerst Reservelulli und Fläschchen auftauchen. Und da ist ein Sport wie Triathlon genau das Richtige. Meine Kinder halfen noch ein bisschen in meiner Entscheidung nach, indem sie meinten, „Wir sind nicht dein Hobby, such dir ein anderes!“ Und da ich Kinder schon immer als gescheit eingeschätzt habe, habe ich das wohlweißlich getan.