Gustav Iden gelingt bei seiner allerersten IRONMAN World Championship die Sensation: Der junge Norweger setzt sich nicht nur im internen Duell gegen Trainingspartner Blummenfelt durch, sondern lässt die gesamte Triathlon-Elite hinter sich. Zusätzlich zum Weltmeistertitel stellt er einen neuen Streckenrekord in 07:40:24 Stunden auf und sichert sich den Laufstreckenrekord mit einer Marathonzeit von 2:36:15 Stunden. Das Podium komplettieren Sam Laidlow (7:42:24 Stunden) und Kristian Blummenfelt (7:43:23 Stunden). Einziger österreichischer Profi im Feld Michael Weiss belegt Platz 33. Die deutschen Mitfavoriten wurden unter anderem durch Zeitstrafen ausgebremst.
Laidlow startet von Minute eins durch
Der Franzose Laidlow gibt von Anfang an das Tempo an. Das komplette Feld bleibt im Wasser lange zusammen, bis Florian Angert die Führung übernimmt und sich eine 20-Mann starke erste Gruppe bildet. Nach 48:15 min steigt Angert als erster Athlet aus dem Wasser. Mit in der dieser Gruppe sind die beiden Norweger Blummenfelt und Iden. Nach 1:30 min folgt die erste Verfolgergruppe mit weiteren Mitfavoriten wie Patrick Lange und Magnus Ditlev. Die zweite Verfolgergruppe liegt beim Schwimmausstieg etwa 3:30 min hinter den führenden Athleten.
Schlagabtausch in der Wechselzone
Jasper Svensson ist als erster Athlet auf dem Rad. Der Australier Max Neumann übernimmt kurz danach die Führung und soll noch lange eine Rolle vorne mitspielen. Nach wenigen Kilometern gesellt sich Laidlow zu Neumann. Die beiden fahren vorne weg und schaffen Abstand zum Feld. Die starken Radfahrer Angert, Ditlev, Blummenfelt und Iden befinden sich zu diesem Zeitpunkt etwa eine Minute hinter der Spitze in einer großen Verfolgergruppe. Die Gruppengröße wurde kurz danach einigen Athleten zum Verhängnis.
Hartes Durchgreifen der Referees
Noch vor Hälfte der Radstrecke hagelt es Zeitstrafen. Unter anderem der deutsche Angert, zu dem Zeitpunkt auf Platz drei liegend, muss in die Penalty Box. Das verändert die Renndynamik. Ditlev und Blummenfelt erhöhen das Tempo und verringern den Abstand zum Führungsduo. Währenddessen bildet sich erneut eine große Gruppe bestehend aus Platz 11 bis 33. Diese Gruppe liegt etwa 4:00 min hinter der Spitze. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens befinden sich hier starke Radfahrer wie Cameron Wurf, Sebastian Kienle, Robert Kallin und der Sieger aus 2019 Patrick Lange.
Ditlev nutzt seine Radstärke, setzt sich rund um KM 80 von Blummenfelt ab, schließt zur Spitze auf und übernimmt die Führung. Etwa 30 Sekunden dahinter liegen zu diesem Zeitpunkt Blummenfelt und Iden. Dahinter hat sich eine zweite Verfolgergruppe bestehend auf Kyle Smith, Tim O’Donell und Jasper Svensson. Die drei Athleten arbeiten gut zusammen und können ihre Positionen lange halten. Bis Hawi schließen Blummenfelt und Iden wieder die Lücke zur Spitze und erreichen gemeinsam mit Ditlev, Neumann und Laidlow mit einem 2:30 min Vorsprung zur Verfolgergruppe den Wendepunkt.
Am Rückweg von Hawi gelingt Laidlow eine starke Attacke. Der Kona-Rookie distanziert die Verfolger Blummenfelt, Iden und Ditlev bis zur Wechselzone konstant. Die Gruppe dahinter aus Smith, O’Donell und Svensson bleibt unverändert, verliert jedoch stetig an Zeit. Währenddessen muss auch Lange beim Wendepunkt in das Penaltyzelt. Hinter den ersten beiden Verfolgergruppen bildet sich eine Gruppe mit Cameron Wurf, Sebastian Kienle, Tim O’Donnell und Leon Chevalier. Gegen die gegenwärtigen Top-5, alles Kona-Rookies, haben selbst die Routiniers zu diesem Zeitpunkt keine Chance.
Neuer Radstreckenrekord für Laidlow
Mit einem komfortablen Vorsprung erreicht Laidlow die Wechselzone. Er dominiert die Radstrecke in einer Zeit von 4:04:36 und stellt damit den Radstreckenrekord von Cameron Wurf (2018, 4:09:06) ein. Ditlev sorgt auf den letzten 15km für Abstand zwischen ihm und dem Rest der Gruppe und schafft Puffer für die bevorstehende Zwangspause. Während Ditlev eine 5-Minuten-Zeitstrafe absitzen muss, machen sich Iden, Blummenfelt und Neumann auf die Laufstrecke. 8:37 Minuten dahinter erreicht Wurf mit etwas Abstand zu Chevalier (+8:55), O’Donnell (+8:58) und Kienle (+9:01) die Wechselzone.
Bärenstarker Kienle zwischen den Kona-Rookies
Laidlow bestreitet den Marathon von Anfang an in der Führungsposition. Der komfortable Vorsprung (+6:17) macht es den Verfolgern nicht leicht. Zunächst schmilzt er kontinuierlich. Nach 18km haben die Norweger ihren Rückstand halbiert (+3:10). Dahinter läuft Neumann ein konstantes Tempo und bleibt etwa 4:10 Minuten hinter dem Führenden. Kienle und Ditlev machen ab ca. KM 10 gemeinsame Sache, lassen Chevalier hinter sich und halten sich konstant auf den Plätze 5/6. Schließlich ist es der erfahrene Deutsch der das Tempo halten kann und nur noch, dem von hinten kommenden, Joe Skipper Vortritt lassen muss. Ditlev fällt an diesem Punkt des Rennens etwas zurück.
10km vor dem Ziel – Iden machts spannend
Ab KM 29 drückt Iden aufs Tempo, schafft Abstand zu Blummenfelt und reduziert den Rückstand nach vorne. Der Norweger kämpft sich Meter für Meter nach vorne und übernimmt kurz nach KM 35 die Führung vom 23-jährigen Franzosen. Iden ist sich seiner Stärke bewusst und läuft den Titel souverän nach Hause. Währendessen gibt Laidlow alles um nicht von Blummenfelt eingeholt zu werden. Dies gelingt dem jungen Athleten und er sichert sich den zweiten Platz vor dem im Vorfeld favorisierten Norweger.
Emotionales Finish von Kienle
Kienle, der im Vorfeld angekündigt hat, dass dies seine letzte IRONMAN Championship sein wird, wird bester Deutscher und sichert sich mit neuer persönlicher Bestzeit hinter Neumann und Skipper den starken 6. Platz. Der sichtlich überwältigte Athlet lässt sich von den Fans feiern und wird im Zielbereich von Ehefrau Christine und Sohn Nino Ka’imi empfangen. In die Top-10 mischen sich mit Chevalier (7.), Ditlev (8.) und Clement Mignon (9.) weitere Kona-Rookies. Der deutsche Lange komplettiert die ersten Zehn nach einer starken Aufholjagd auf der Laufstrecke.