Pünktlich um 06:30 Uhr starteten 51 Profi Herren und 32 Damen im Pazifik zu den IRONMAN Weltmeisterschaften auf Hawaii. Erstmals mussten sich die weltbesten Damen und Herren im Kona Pro Ranking für die Weltmeisterschaft qualifizieren.
Das Rennen wurde bei halbwegs ruhigen Bedingungen im Wasser gestartet. In 6 Linien versuchten die Pro Athleten, die schnellsten Beine zu erwischen. Wie zu erwarten war es Andy Potts, der das Tempo vorgab. Anfangs sorgte er noch gemeinsam mit Pete Jacobs für das Tempo, doch schon bald musste er alleine das Tempo hoch halten. Besonders tückisch: Auf dem Rückweg wurde es härter. Nicht nur gegen die Strömung mussten die Athleten schwimmen, auch die Wellen wurden kontinuierlich mehr. Hinter Potts und Jacobs führte der Deutsche Faris Al-Sultan eine kleine Gruppe an. Das Tempo ist enorm. Man kann keinen IRONMAN im Schwimmen gewinnen – aber bei diesem Schwimmtempo können einige Favoriten vielleicht schon ihren Sieg verspielen. Nach der Hälfte der Schwimmstrecke hat Potts bereits einen Vorsprung von 125 Meter auf die Verfolger. Die Verfolgergruppe hat mittlerweile auch Pete Jacobs geschluckt und umfasst etwa 30 Athleten. Darunter auch alle grossen Namen rund um Andreas Raelert. Nach knapp über 30 Minuten erhöht auch die Verfolgergruppe das Tempo. Schön langsam bekommen die Nachzügler der Verfolgergruppe Probleme, das hohe Tempo zu halten.
Wie hart die Bedingungen im Wasser waren zeigt die Schwimmzeit von Andy Potts. Nach 49:44 Minuten hat er als Führender wieder Land unter seinen Beinen und läuft in die erste Wechselzone. Für Potts eine eher langsame Schwimmzeit auf Hawaii. Mit zwei Minuten Rückstand kommt Pete Jacobs aus dem Wasser. Dahinter in einer Gruppe alle grossen Favoriten um Andreas Raelert, Craig Alexander und Marino Vanhoenacker.
Die TOP 10 Männer nach dem Schwimmen:
00:49:44 Potts, Andy
00:51:38 Jacobs, Pete
00:51:41 Reed, Matty
00:51:43 Albert, Marko
00:51:44 Bockel, Dirk
00:51:46 Van Lierde, Frederik
00:51:47 McKenzie, Luke
00:51:48 Henning, Rasmus
00:51:49 Boecherer, Andi
00:51:51 Bell, Luke
Nach 57:21 Minuten steigt auch Michi Weiss aus dem Pazifik und begibt sich auf sein neues Cannondale Rad.
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Auf dem Rad macht gleich einer richtig Dampf. Wie beim IRONMAN Klagenfurt dominiert auch Vanhoenacker zuerst das Feld und macht sich auf die Verfolgung von Andy Potts. Der 10-malige IRONMAN Neuseeland Sieger Cameron Brown tritt die Palani Road mit 440 Watt hinauf – Michi Weiss fährt sie mit über 60 km/h hinunter – schaut nicht gerade nach einem „gemütlichen“ Langdistanzrennen aus – die Post geht gleich zu Beginn der 180 Kilometer ab.
Andreas Raelerts start in den Bewerb sollte vermutlich auch entspannter ablaufen. Am Rad sitzt er mit einem blutenden Auge. Er dürfte auf der Schwimmstrecke – auf der nur die Profis unterwegs waren – einen Schlag abbekommen haben. Nach 37 Kilometern ist auch der Führende Andy Potts gestellt. Er wird von der Gruppe mit Chris Lieto, Craig Alexander, Andreas Raelert und Marino Vanhoenacker eingeholt. Ebenfalls in der Gruppe Andi Böcherer aus Deutschland
Perfekte Bedingungen auf der Strecke. Es ist noch relativ kühl und es geht kein Wind – ein perfekter Tag für einen neuen Streckenrekord auf Hawaii? Allerdings scheint auf dem Rad keiner so richtig die Beine in die Hand nehmen zu wollen. Nach über 30 Meilen liegt die Spitzengruppe nur 6 Minuten vor der führenden Dame.
Nach 60 Kilometern macht Chris Lieto ernst. Er fährt einen Vorsprung von knapp 40 Sekunden auf die Verfolgergruppe heraus. In der Verfolgergruppe macht Andi Raelert das Tempo und versucht, den Vorsprung nicht zu gross werden zu lassen. Wie bereits im Vorjahr attackiert auch Andi Böcherer aus der Gruppe und fährt zu Lieto an die Spitze. Die Windstille kommt vor allem den starken Marathonläufern entgegen. Der Vorsprung von Lieto und Böcherer beginnt zu schmelzen – kurze Zeit später werden sie vom Feld wieder gestellt. Hat Lieto eventuell doch aus den beiden vergangenen Jahren gelernt, oder ist er nicht in der erhofften Radform? Was kann Chris Lieto heuer am Marathon laufen? Der Amerikaner scheint zu taktieren. Er fährt nun in der Gruppe, schüttelt den Kopf – vielleicht wird der Rückweg zu seiner großen Show? Er will dieses Rennen gewinnen, das hat er angekündigt, aber Lieto weiß, dass daraus nichts wird, falls er mit Läufern wie Craig Alexander oder Andreas Raelert vom Rad steigt.
In der Zwischenzeit machen Faris Al-Sultan und Andreas Raelert das Tempo bei den Herren. Mit über 400 Watt fliegen die Athleten zum Wendepunkt nach Hawi. Während der Wind nach wie vor Gnade mit den Athleten hat, steigen die Temperaturen schnell an.
Die Top 10 Männer bei der Wende in Hawi:
Top 10 Männer Wendepunkt Hawi Meile 59:
03:14:51 Vanhoenacker, Marino
03:14:53 McKenzie, Luke
03:14:55 Lieto, Chris
03:14:57 Alexander, Craig
03:15:00 Al-Sultan, Faris
03:15:02 Raelert, Andreas
03:15:09 Tissink, Raynard
03:15:14 Bockel, Dirk
03:15:16 Boecherer, Andi
03:15:18 Twelsiek, Maik
Mit etwa vier Minuten Rückstand auf die Spitze kommt Michi Weiss zur Wende in Hawii. Auf dem Weg zurück von Hawi wechselt die Führung regelmässig. Einzig Tim O’Donnel aus dem erweiterten Favoritenkreis hat etwas Probleme auf dem Rad und fällt zurück.
An der Spitze Chris Liete mit Luke McKenzie und Craig Alexander. Wann war der Australier schon jemals so weit vorne bei den IRONMAN Weltmeisterschaften? Mit dem Wissen, den Marathon in 2:40 Stunden laufen zu können, liegt er an ausgezeichneter Position. 18 Sekunden dahinter Marino Vanhoenacker. Weitere 7 Sekunden dahinter eine Gruppe mit Raelert, Dirk Bockel und Andi Böcherer. 2:45 Minuten zurück Faris Al-Sultan und Raynard Tissink. Weitere drei Minuten dahinter Llanos, Van Lierde Pete Jacobs und Rasmus Henning.
Nach 90 Meilen führt Chris Lieto vor Luke McKenzie. Eine Amerikanische Doppelführung – der letzte Amerikanische Sieg liegt auch schon sehr lange zurück. Auf Rang drei Marino Vanhoenacker gemeinsam mit Craig Alexander. Mit der „lockeren“ Ausfahrt scheint es nun vorbei zu sein – wie bei den Damen zieht sich auch das Feld bei den Herren in die Länge. Faris Al-Sultan, der auch das Rennen bereits angeführt hat liegt auf Rang 10 liegend bereits 3:45 Minuten hinter Lieto.
Jetzt kommt auch die Zeit der starken Radfahrer. Der Wind kommt etwas auf und bläst von der Seite auf die Athleten. Ein Vorteil für etwas schwerere und starke Radfahrer wie Chris Lieto und Michi Weiss. Lieto nutzt dies auch gleich aus und nach 150 Kilometern liegt er 90 Sekunden vor einer kleinen Gruppe mit Luke McKenzie, Marino Vanhoenacker und Craig Alexander. 2:30 Minuten zurück die Gruppe mit den beiden Deutschen Andreas Raelert und Andi Böcherer, sowie dem Deutsch-Luxenburger Dirk Bockel. Raelert kämpft allerdings bereits und hat einen kurzen Durchhänger. Währenddessen baut Lieto kontinuierlich seinen Vorsprung aus. Er beträgt bei Meile 100 mittlerweile schon 2:45 Minuten. auf Vanhoenacker, McKenzie und Alexander. Raelert fällt hinter Bockel und Böcherer zurück und fährt 3:35 Minuten hinter Lieto, 5 Sekunden hinter Böcherer. 5 Meilen später hat Dirk Bockel zur Gruppe um Vanhoenacker aufgeholt. Andi Raelert ist bereits 5:45 Minuten hinter Lieto und 2 Minuten hinter Vanhoenacker.
Nach 4:18:31 Stunden sind für Chris Lieto zwei Drittel des Wettkampfes bereits vorbei. Der Amerikaner kommt als Führender vorbei am alten Flughafen in die zweite Wechselzone. Er verpasst den Radrekord von Normann Stadler um sage und schreibe 8 Sekunden – ein knappes Fernduell der beiden Ausnahmeradfahrer. Craig Alexander hat heuer seine absolut schnellste Radzeit auf Big Island aufgestellt. 4:24:05 Stunden – so schnell war er auf den 180 Kilometern bei den Weltmeisterschaften noch nie. Mit etwa 5 Minuten Rückstand kommen die Verfolger Luke McKenzie, Marino Vanhoenacker, Craig Alexander und Dirk Bockel in die Wechselzone. Andi Raelert kommt 8:30 Minuten hinter Lieto in die zweite Wechselzone und greift sich an den Rücken. Auch auf der Radstrecke musste er sich immer wieder aufsetzen und konnte nicht wie gewohnt in Aeroposition durchfahren.
Die 10 schnellsten Herren in der zweiten Wechselzone:
05:12:37 Lieto, Chris
05:17:47 McKenzie, Luke
05:17:54 Vanhoenacker, Marino
05:17:56 Alexander, Craig
05:18:01 Bockel, Dirk
05:19:27 Boecherer, Andi
05:20:26 Twelsiek, Maik
05:20:54 Raelert, Andreas
05:22:39 Tissink, Raynard
05:23:21 Al-Sultan, Faris
Kurz nach der Spitze, in der zweiten grossen Gruppe kommt auch Michi Weiss gemeinsam mit Rasmus Henning und Pete Jacobs in die Wechselzone
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Craig Alexander läuft locker aus der Wechselzone, in welcher er zwei Plätze gut gemacht hat. Wie bei den IRONMAN 70.3 Weltmeisterschaften in Las Vegas macht er sich nun auf die Verfolgung von Chris Lieto. Hinter Alexander hält sich weiterhin Marino Vanhoenacker.
Nach 5 Kilometern hat Alexander bereits eine Minute auf Lieto aufgeholt. Geht es mit dem Tempo weiter, hat er Lieto nach etwas mehr als über der Hälfte des Marathons. 3 Kilometer später beträgt der Vorsprung nur mehr 1:15 Minuten auf Alexander. Dahinter Luke McKenzie mit 2:50 Minuten Rückstand vor Dirk Bockel (3:05 Minuten) und Marino Vanhoenacker (3:30 Minuten). Der Vorsprung schmilzt weiter. Kurz vor Kilometer 10 beträgt der Rückstand von Alexander nur mehr 20 Sekunden. Der Australier muss erneut den Turbo gezündet haben und geht bald das erste Mal in Führung. Das wievielte mal wiederholt sich die Geschichte für Lieto?
Von hinten fliegt Andreas Raelert durch das Feld. Dirk Bockel und Luke McKenzie lässt er stehen, als wären sie Statisten. Er läuft die absolut schnellsten Kilometerzeiten im Moment. Beim aktuellen Tempo würde Raelert den Marathon nach 2:41 Stunden beendet haben. War es im Vorjahr Chris McCormack, liegt heuer Craig Alexander etwa drei Minuten vor dem Deutschen. Und der Australier läuft im Moment nur unwesentlich langsamer wie der Deutsche. Nach 13 Kilometer die erste Gehpausen für Chris Lieto. Er liegt noch auf Rang drei – 20 Sekunden vor Luke McKenzie und 35 Sekunden vor Marino Vanhoenacker.
Auf der Palani Road Probleme für Marino Vanhoenacker. Er muss kurz stehen bleiben und greift sich an den Rücken. Am Hügel der Palani Road führt Alexander 2:45 Minuten vor Andreas Raelert und 4:40 vor Dirk Bockel. Pete Jacobs folgt mit 5:30 Minuten Rückstand vor Andi Böcherer und Marino Vanhoenacker. Im Moment am schnellsten unterwegs Pete Jacobs.
Am Weg zum Energy Lab eine kurze Schrecksekunde für unsere Deutschen Freunde. Andreas Raelert muss kurz stehen bleiben – allerdings keine Probleme beim Zweitplatzierten, er muss nur seine Schuhe neu schnüren. Oder doch Probleme beim Deutschen? Auf der letzten Meile hat er 22 Sekunden auf Alexander verloren. Alexander jagt im Moment den Streckenrekord. Ein Marathon von 2:44 Stunden und der Australier holt sich den Rekord. Der Rückstand von Raelert wird weiterhin grösser. Seine Schritte werden kürzer – waren die ersten Kilometer doch zu schnell für den Deutschen?
Michi Weiss stieg auf Rang 16 liegend vom Rad und kämpfte sich am Marathon bis Rang 12 vor. Nach 12 Meilen liegt Weiss auf Rang 14 im Feld.
Bei Meile 18 geht Pete Jacobs an Andreas Raelert vorbei und schiebt sich auf Rang 2. Jacobs liegt nun 5 Minuten hinter Alexander – Raelert bereits fast 6 Minuten. Die Probleme bei Marino Vanhoenacker sind grösser als befürchtet, der Commerzbank Athlet und mehrfache IRONMAN Austria Sieger, der als grosser Favorit in das Rennen ging muss den Wettkampf am Weg zum Energy Lab beenden. Für eine grosse Überraschung kann inzwischen der Schweizer Mike Aigroz sorgen. Er liegt im Energy Lab immer noch in den Top 10.
Raelert kämpft sich zurück – und Pete Jacobs kommt in Probleme. Beide laufen nun etwa 5:30 Minuten hinter Alexander Schulter an Schulter. Und da kommen auch noch Krämpfe bei Craig Alexander – ist das Rennen doch noch nicht entschieden? 7 Minuten beträgt aktuell der Rückstand von Andreas Raelert und Pete Jacobs.
Aber Alexander schafft es noch. Auf dem Ali Drive schnappt er sich die Australische Fahne und zelebriert die letzten hundert Meter. Mit 08:03:56 Stunden reichte es auch noch zu einem neuen Streckenrekord für den Australier. Craig Alexander muss das Siegerinterview im Sitzen geben – er ist viel zu kaputt zum Sprechen. „Es ist unglaublich!“ Er dankt seiner Familie. „Ich werde diesen Tag niemals vergessen, dieser Sport hat mir so viel gegeben.“ Auf Rang zwei geht an Pete Jacobs. Rang drei an den Deutschen Andreas Raelert, der bei seinen bisherigen Antritten auf Hawaii immer am Podest platziert war – allerdings noch nie ganz oben.
Michi Weiss musste etwa bei Kilometer 22 das Rennen mit Krämpfen in den Beinen und Kreislaufproblemen aufgeben.
Die Ergebnisse der TOP 10:
1. Craig Alexander (USA) 8:03:56 (51:56-4:24:05-2:44:03)
2. Pete Jacobs (AUS) 8:09:11 (51:38-4:31:03-2:42:29)
3. Andreas Raelert (GER) 8:11:07 (51:58-4:26:52-2:47:48)
4. Dirk Bockel (LUX) 8:12:58 (51:44-4:24:17-2:53:04)
5. Timo Bracht (GER) 8:20:12 (53:37-4:35:07-2:47:26)
6. Mike Aigroz (SUI) 8:21:07 (52:31-4:30:44-2:54:08)
7. Raynard Tissink (RSA) 8:22:15 (52:08-4:28:40-2:56:37)
8. Andreas Boecherer (GER) 8:23:19 (51:49-4:25:46-3:01:44)
9. Luke McKenzie (USA) 8:25:42 (51:47-4:24:16-3:05:54)
10. Faris Al-Sultan (GER) 8:27:18 (51:55-4:29:32-3:01:41)