trinews.at: Am kommenden Wochenende steht der grosse Langdistanz Showdown am Programm. Wie gehts dir jetzt so kurz vor dem Wettkampf?
Michi Weiss: Mir geht es gemeinsam mit meiner Frau Rachel sehr gut. Ich fühlte mich in den letzten Trainingseinheiten super. Mein Coach Mario Huys, der seit Donnerstag bei uns ist, betreute mich dabei optimal.
trinews.at: Du bereitest dich bereits seit einigen Tagen auf Big Island vor. Wie erlebst du die Anreise der anderen Pros und Age Grouper, und den damit steigenden Trubel vor Ort?
Michi Weiss: Klar wird der Trubel von Tag zu Tag mehr, aber damit habe ich kein Problem- ich wohne so wie im letzten Jahr im Zentrum Kona“s. Wer von den anderen Profis schon hier ist oder erst anreist, interessiert mich eigentlich kaum, da ich mich nur auf meine Vorbereitung konzentriere.
trinews.at: Du bist im letzten Jahr mit durchschnittlich 315 (laut SRM.de) Watt am Rad gefahren – heuer möchtest du mit 330 Watt den Wettkampf bestreiten. Durch welche absolvierten Trainingseinheiten erhoffst du dir den Leistungssprung um 15 Durchschnittswatt?
Michi Weiss: Stimmt nicht- ich bin im letzten Jahr 305 Durchschnittswatt auf meinem SRM gefahren. Generell habe ich mich vom power-output her erneut gesteigert, was jedoch nur aus dem harten Schwimm- und Lauftraining resultieren kann, da ich am Rad deutlich weniger Stunden absolviere wie früher.
Wieviel Watt ich dann im Rennen fahre entscheide ich nur am Rad nach Gefühl und Tagesverfassung, aber es wird bei ca. 310avg Watt liegen. Man kann das ganze auch live auf www.srmlive.de mitverfolgen!
trinews.at: Zum Rennen selbst. Wir gehen davon aus, dass Lieto auch heuer wieder am Rad den Hammer auspacken wird. Wie gross wird der Vorsprung von Lieto wohl heuer in der T2 sein. Welchen Abstand können Craig Alexander bzw. Andi Raelert ihm gewähren?
Michi Weiss: Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf.
trinews.at: Du möchtest auch heuer deinem Traum vom Sieg ein Stück näher kommen. Top 10 – Top 5 oder das Podest, wo siehst du dich?
Michi Weiss: An einem perfekten Tag ist eine Top-10 Platzierung absolut realistisch, nachdem was ich heuer bisher gezeigt habe.
Mental schliesse ich aber auch eine Top-5, oder gar den Sieg nicht aus, denn dann hätte ich schon verloren. Trotz allem kann in Kona alles passieren und dazwischen kommen, was das Finishen an sich schon zu etwas ganz Besonderem macht!
trinews.at: Auch beim IRONMAN 70.3 in Las Vegas war dein grösstes Handicap das Schwimmen. Ohne Schwimmrückstand hätte ein Podestplatz für dich herausgeschaut – wie fühlst du dich aktuell im Wasser?
Michi Weiss: Ich arbeite nach wie vor konsequent am Schwimmen, mit ca. 25km/Woche und fühle mich zur Zeit super im Wasser. Sich zu steigern ist jedoch eine zähe Angelegenheit, wie die meisten Triathleten wissen werden.
Manchmal kann ich es im Wettkampf umsetzen, ein anderes mal leider (noch) nicht.
Im Vergleich zur 70.3 WM Las Vegas wird mir in Kona entgegen kommen, dass erstens Profi Damen und Herren gemeinsam starten werden, was für mich heisst mehr Leute zum Mitschwimmen zu haben. Zweitens kann ich den Wasserschatten in Hawaii“s traumhaft klaren Wasserbedingungen viel besser halten- in Las Vegas bin ich über die Haelfte alleine geschwommen.
trinews.at: Woran „scheitert“ – wenn man das hier sagen darf, es im Moment noch, dass „Loch“ zuzuschwimmen? An der Kraft kann es nicht liegen – ist es ausschliesslich die Schwimmtechnik, oder wie beim Radfahren die „Lebenskilometer“?
Michi Weiss: Sicher „Lebenskilometer“ und vor allem Routine, sprich Wettkampferfahrung. Ich mache jetzt seit genau drei Jahren Triathlon und trete gegen „alte“ erfahrene Hasen wie Craig Alexander oder Andreas Raelert an, die seit über 20 Jahren im Geschäft sind.
trinews.at: Deine Kona Pro Ranking Punkte von Hawaii 2010 und der zweite Platz beim IRONMAN Austria waren ausreichend für deine Qualifikation zum IRONMAN Hawaii. Wie beurteilst du nach einem Jahr das Kona Pro Ranking auch im Hinblick auf Raelerts 10:20 Stunden Finish beim IRONMAN Regensburg?
Michi Weiss: Klar könnte man vieles besser machen, und ich bin mir sicher, dass die WTC einiges ändern wird. Trotzdem mache ich mir darüber kaum Gedanken, da ich seit 10 Jahren Profi bin (2001-2008 MTB) und gewohnt war, Qualifikationsrichtlinien seitens UCI oder Olympischen Committees zu akzeptieren.
Wenn ich jedoch bei einem WTC Pro-meeting nach Kona diesbezüglich um meine Meinung gefragt werden würde, gäbe ich gerne meine Vorschläge ab.
Man kann das neue System auch von einer positiven Seite betrachten: Für einen Profi ist der Start in Hawaii nicht mehr selbstverständlich!
trinews.at: Cannondale hat dir für 2011 ein neues Cannondale Slice bereitgestellt. Wo sind die Unterschiede zur Vorjahresversion?
Michi Weiss: Ich habe die Ehre, den neuen Cannondale Prototypen im Wettkampf zu fahren. Mein Sponsor Cannondale schenkt mir und meiner Stärke am Rad vollstes Vertrauen und steht 100% hinter mir.
Die Aerotests, welche wir gemeinsam mit Uli Schoberer (SRM) Ende August auf Colorado Springs“ Velodrom machten, sind viel versprechend.
Unsere Zielsetzung ist simpel: Einfach das schnellste Triathlonrad zu haben.
Mehr darf und kann ich noch nicht verraten- den Rest wird die Stoppuhr am kommend Samstag sagen:-)
trinews.at: Herzlichen Dank und viel Erfolg in Kona!